Short Sell und Long Buy sind Begriffe aus dem Aktienhandel. Sie waren nicht zuletzt aufgrund des sogenannten «Short Squeeze» von Anfang Jahr im Zusammenhang mit der Gamestop Aktie in aller Munde. Auch der Film The Big Short widmet sich ganz dem Thema: Ein Hegefonds-Manager, welcher die Finanzkrise im Jahr 2007 kommen sah und deshalb mit Short Positionen einen enormen Gewinn erzielte.
Der Short Squeeze von Gamestop und die Finanzkrise von 2007/2008 stehen in direktem Zusammenhang zueinander. Viele Kleinanleger sahen den Squeeze (von engl. «pressen») als Rache an den grossen Hedgefonds, welche einen grossen Teil zu der Finanzkrise beitrugen.
Was ist Short Selling?
Short Sell, shorten, eine Short Position eröffnen, oder short gehen bedeuten alle das gleiche. Du verkaufst ein Asset, welches du nicht besitzt, und versprichst, dass du dieses ausgeliehene Asset zu einem Zeitpunkt in der Zukunft zurückkaufen wirst. Salopp gesagt wettest du darauf, dass der Kurs in der Zukunft sinken wird.
Im Vergleich zu Long Positionen wird shorten eher in Zeiten der Bären verwendet. Nämlich wenn die Aussichten auf grosse Kursanstiege pessimistisch sind.
Beispiel 1:
- Der Bitcoin Kurs am 01.01.2020 beträgt €10’000
- Du findest, der Kurs ist überbewertet und wettest deshalb €1’000, dass der Kurs am 31.03.2020 tiefer sein wird.
- Am 31.03.2020 läuft der Vertrag aus und der Bitcoin Kurs liegt bei €8’000.
- Da der Kurs 20% tiefer ist, erhältst du 20% Gewinn: +€200
Beispiel 2:
- Der Bitcoin Kurs am 01.01.2020 beträgt €10’000
- Du findest, der Kurs ist überbewertet und wettest deshalb €1’000, dass der Kurs am 31.03.2020 tiefer sein wird.
- Am 31.03.2020 läuft der Vertrag aus und der Bitcoin Kurs liegt bei €12’000.
- Da der Kurs 20% höher ist, machst du 20% Verlust: -€200
Was bedeutet «wetten» im Zusammenhang mit Short selling?
Mit der Short Sell Wette verkauft man explizit ein Asset, welches man selber nicht besitzt. Das kann eine bestimmte Anzahl an Aktien oder ein Bruchteil einer Kryptowährung sein.
In den beiden oben beschriebenen Beispielen würde das bedeuten, dass du Bitcoin im Wert von €1’000 Euro verkaufst und dann die gleiche Anzahl nach drei Monaten wieder zurückkaufst.
- 01.01: Verkauf 0.1 BTC für €1’000
- 31.03: Kauf 0.1 BTC für €800 (0.1 BTC * €8’000 = €800)
Da du die Bitcoin nie besessen sondern nur ausgeliehen hast, besitzt du sie nach dem Rückkauf auch nicht. Du musst sie ja wieder «zurückgeben». Im Fall der Gamestop Aktien Leerverkäufe von Anfang Jahr hatten die grossen Hedgefonds mehr Aktien geshortet, als es überhaupt gab. Viele Aktien wurden somit mehrfach ausgeliehen und verkauft 🤯.
Neben dem Leerverkauf von Aktien können auch Terminkontrakte auf Aktien geshortet werden. Eine einfache und verständliche Erklärung von Futures findest du hier: Futures Trading anhand von einfachen Beispielen erklärt
Risiken beim Wetten auf einen fallenden Kurs
Kaufst du eine Aktie in der Hoffnung, dass der Kurs steigen wird, dann ist dein Risiko begrenzt und dein Gewinn theoretisch unbegrenzt. Das Schlimmste was passieren könnte, wäre wenn die Firma konkurs geht und die Aktie keinen Wert mehr hat. Denn unter 0 kann die Aktie nicht sinken, korrekt?
Betrachten wir nochmal das Beispiel von Bitcoin: du kaufst am 01. Januar 1 BTC für €10’000. Nach einer kurzen Steigerung wird die Kryptowährung unerwartet verboten und der Kurs stürzt in den Folgemonaten ab. Da du an eine Erholung glaubst, verkaufst du nicht. Leider trifft deine Hoffnung nicht ein und Bitcoin ist am 15. Mai keinen Cent mehr Wert. Dein Verlust: €10’000.
Im Gegensatz dazu, ist bei Short Selling der mögliche Gewinn beschränkt, der Verlust aber unbegrenzt. Hättest du im oberen Beispiel einen Short Sell getätigt anstatt BTC zu kaufen, hättest du somit einen Gewinn von 100% erreicht. Das Setzen auf die falsche Kursrichtung kann aber auch tierisch in die Hosen gehen.
Nehmen wir an, du tätigst einen Leerverkauf von 1 BTC bei einem Kurs von €10’000. Steigt der Kurs nun auf $20’000, hast du die ganzen investierten €10’000 verbraten. Aber damit ist es nicht vorbei: Stosst du deine Short Position nicht ab, können deine Verluste noch unbegrenzt höher werden.
Das obere Beispiel zeigt das Risiko etwas gar dramatisch und natürlich wäre ein solcher Verlust einer Investition auch nur möglich, wenn ein entsprechendes Kollateral auf der Handelsplattform hinterlegt wurde. Aber die Message ist klar: Manage your risks!
Leerverkäufe und ihr zweifelhafter Ruf
Die Anzahl Short Positionen können öffentlich eingesehen werden. Folglich kann man jederzeit überprüfen, wieviele Aktien eines Unternehmens geshortet wurden. Sind das enorm viele, dann werden die Anleger skeptisch. Dies führt oft dazu, dass diese ihre Wertpapiere lieber vorsichtshalber abstossen, anstatt einen Kurssturz zu verschlafen.
Beispielsweise ist auf marketbeat.com die Anzahl aktuell geshorteter Gamestop Aktien ersichtlich. Zum heutigen Zeitpunkt (18.10.2021) sind dies 7’820’000 Anteile. Das ist natürlich nichts im Vergleich zu Anfang Jahr, als ungefähr 140% aller Aktienanteile von Gamestop leerverkauft wurden.
Gelangt ein Unternehmen in Schieflage, erwachen die Hyänen der Wallstreet: die Hedgefonds. Diese verpassen den angeschlagenen Firmen noch den Todesstoss, indem sie Unmengen an Aktien shorten. Denn weitere Anleger verkaufen daraufhin aus Angst ihre Wertpapiere, was den Kurs abstürzen lässt.
Den Hedgefonds ist es durchaus bewusst, dass sie damit den Untergang eines Unternehmens besiegeln. Der sichere Gewinn mit den Leerverkäufen ist aber zu verlockend. Nun ja, der fast sichere Gewinn, wie man am Beispiel der Gamestop Aktie mitverfolgen konnte.
Der grosse Gamestop Short Squeeze von 2021
Wie bereits oben erwähnt, haben diverse Hedgefonds in den Untergang der Gamestop Aktie investiert. Folglich waren grosse Mengen von Short Positionen offen, welche Ende Januar 2021 erfüllt werden sollten.
Ein Reddit Benutzer hatte seit 2019 seine Investitionen, Gewinne und Verluste mit der Gamestop Aktie auf dem Forum dokumentiert. Da die Short Positionen der Hedgefonds öffentlich ersichtlich sind, wurde der Privatanleger darauf aufmerksam und schrieb vermehrt auf Reddit darüber. Ein Mob entwickelte sich, welcher so viele Aktien kaufte, dass der Kurs zwischenzeitlich auf $340 anstieg. Am 29. Januar betrug der Verlust der Hedgefonds 19 Milliarden US Dollar.
Als die ganze Action vonstatten ging, war ich auf dem Wallstreetbets Forum auf Reddit unterwegs und ich war fasziniert. Besonders ein offener Brief vom User ssauronn, der von der Finanzkrise 2007/2008 betroffen war, hatte es mir angetan: An Open Letter to Melvin Capital, CNBC, Boomers, and WSB
Die Person meinte es eindeutig ernst und war bereit ein sehr grosses Risiko einzugehen.
«Ich habe vor ein paar Tagen Aktien gekauft. Ich habe meine Ersparnisse in GME gesteckt, meine Miete für diesen Monat mit meiner Kreditkarte bezahlt und mein Mietgeld in noch mehr GME gesteckt. Und ich behalte die Aktien.»
Was sind Long Positionen?
Im Gegensatz zu Short Positionen eröffnen Anleger Long Positionen besonders in optimistischen Zeiten. Geht ein Anleger «lang» mit einer Aktie, erwartet er, dass die Aktie steigen wird. Grundsätzlich ist das bereits der Fall, wenn ein Asset gekauft wird um es dann in ferner Zukunft wieder zu verkaufen.
Üblicherweise meinen Investoren aber mit dem Ausdruck das kaufen einer Call Option. Dabei sichert sich der Investor die Option, in Zukunft ein Asset zu einem zuvor vereinbarten Preis zu kaufen. Da der Anleger optimistisch ist, rechnet er damit, dass der Kurs höher als sein Kaufpreis sein wird. Die Freiheit, sich für den Kauf zu einem späteren Zeitpunkt zu entscheiden, kostet natürlich etwas.
Mancher möge sich fragen, wieso nicht einfach das Asset kaufen, wenn dessen Kurs in Zukunft steigen wird? Dabei geht es bei Long Positionen mit Call Option eher um Risikominimierung. Betrachten wir einmal die folgenden beiden Darstellungen.
Kauft man beispielsweise 100 Aktien à $50, dann bedeutet jeder Kursanstieg von $1 einen Gewinn von zusätzlichen $100. Das gleiche gilt aber auch in Bezug auf den Verlust, wobei 100% bzw. in diesem Beispiel $5’000 Verlust realistisch sein könnte.
Kauft man aber eine Call Option, sieht das Verlustrisiko etwas anders aus.
Da in obigem Beispiel die Option pro Aktie $3 kostet, ist mit einem Verlust von maximal $300 zu rechnen, sofern der Aktienkurs bis zum Auslaufdatum des Vertrages nicht die $53-Marke überschreitet. Im Vergleich zum normalen Kauf erzielt der Anleger erst ab einem Kurs von $53 einen Gewinn und nicht bereits ab $50. Dafür ist das Verlustrisiko stark beschränkt.
Long Put Option als Alternative zu Short Sell
Wenn man von Long Buy spricht, meint man üblicherweise die Call Option. Als Long Position gilt aber auch die Put Option. Diese findet, wie ein Short Verkauf, eher bei pessimistischen Zukunftsvorstellungen Einsatz. Im Gegensatz zur Call Option vereinbaren zwei Parteien einen Preis, zu welchem eine Partei berechtigt ist, ein Asset zu verkaufen. Der Verkäufer rechnet somit mit einem tieferen Wert zum Zeitpunkt des Verkaufs als der vereinbarte Verkaufspreis.
Meine Erfahrung
Ich habe mich bis jetzt noch nicht richtig an die beiden Werkzeuge Long Buy und Short Sell herangewagt. Auf jeden Fall nicht mit grossem Risiko.
Long Positionen habe ich noch nie eröffnet, da ich bisher Assets direkt und ohne Option kaufte.
Short Selling habe ich für Arbitrage Trading auf Kryptowährungsplattformen verwenden. Arbitrage Trading ist auf jeden Fall eine grosse Chance, eine hohe Rendite mit geringem Risiko einzufahren (ja das geht! 💸💸💸). Lerne hier die Grundlagen mit praktischen Beispielen: Cash and Carry Arbitrage: Mit minimalem Risiko profitieren
