Perpetual Futures-Spot Arbitrage klingt nach Science Fiction. Nichts aber mit Star Trek und Captain Spot! (oder hiess der Spock? 🤔) Hinter dem Begriff steckt lediglich eine gewiefte Handelsstrategie. Mit Kryptowährungen ist nämlich eine neue Art von Termingeschäften entstanden: Perpetual Futures (von engl. ewig, ständig). Dabei handelt es sich um Futures, welche kein Erfüllungsdatum haben. Natürlich gibt es auch hier die Chance, von der Differenz zum Spot-Markt zu profitieren. Mit Perpetual Futures-Spot Arbitrage hast du die Möglichkeit, 0.01% Zinsen (und mehr) alle 8 Stunden zu verdienen. Wie bei fast allen Arbitrage Handelsstrategien ist das Risiko gering und die Anwendung relativ einfach. Erfahre in diesem Beitrag, wie du den Handel konkret auf Binance anwenden kannst.
In meinem Beitrag Cash and Carry Arbitrage: Mit minimalem Risiko profitieren habe ich bereits beschrieben, wie du die Differenz von Spot- und Futures-Markt mit Erfüllungsdatum zu deinen Gunsten ausnutzen kannst. Entgegen dieser Handelsstrategie geht es bei Perpetual Futures-Spot Arbitrage nicht darum, die Differenz der Märkte abzukassieren. Du nutzt deren Differenz anderweitig aus. Um aber die Unterschiede der beiden Handelsstrategien zu verstehen, vergleichen wir die Relation der beiden Futures-Märkte zum Spot-Kurs.
Delivery Futures vs. Perpetual Futures
Futures werden im Bullenmarkt grundsätzlich höher gehandelt, als das darunterliegende Asset. Die Gründe dazu habe ich bereits in meinem Beitrag über Cash and Carry ausführlich beschrieben. Um die Korrelation von Spot- und Futures-Markt nochmals in Erinnerung zu rufen, betrachten wir die folgende Grafik.
Es ist ersichtlich, dass sich Spot- und Futures-Markt mit Erfüllungsdatum zwangsläufig annähern und zum Auslieferungsdatum treffen.
Bei Perpetual Futures sieht das anders aus. Da diese kein Erfüllungsdatum haben, treffen sich Spot- und Futures Markt nie. Im Bullenmarkt gehen Anleger somit immer davon aus, dass der Preis der darunterliegenden Assets steigen wird. In pessimistischen Zeiten ist es umgekehrt. Die folgende Grafik zeigt einen Beispielverlauf von Spot- und Perpetual Futures-Kurs zu Zeiten, in denen Anleger optimistisch gestimmt sind.
Anders als bei Futures mit Erfüllungsdatum liegt der Futures Preis im Bullenmarkt konstant immer nur leicht über dem Spot Preis. Da die beiden Kurse nie konvergieren, muss die Chance bei Perpetual Futures-Spot Arbitrage woanders liegen als bei Cash and Carry. Sie liegt bei der sogenannten Funding Rate.
Funding Rate: die Basis von Perpetual Futures-Spot Arbitrage
Bei üblichen Termingeschäften ist durch das Erfüllungsdatum sichergestellt, dass die Futures nicht unermesslich in die höhe getrieben werden. Je weiter weg zwar das Ablieferungsdatum liegt, desto grösser ist die Differenz im Bullenmarkt zum Spot Preis. Über die Zeit nähert sich der Futures-Kurs immer mehr dem Spot Preis an, weil das Erfüllungsdatum auch näherrückt.
Perpetual Futures haben kein Erfüllungsdatum und das darunterliegende Asset wird folglich nie gehandelt. Mathematisch ausgedrückt liegt das Ablieferungsdatum somit unendlich in der Zukunft. Wenden wir nun die Logik aus den Futures mit Delivery auf die Perpetual Futures an, müsste bei Erfüllungsdatum in unendlicher Zukunft auch der Preis der Futures enorm hoch sein, richtig? Je optimistischer Anleger eingestellt sind, desto grösser wäre nämlich der Unterschied.
Um dem aber entgegenzuwirken hat man die Funding Rate eingeführt.
Die ewigen Gesetze beim Handel mit Futures
Damit du die Funding Rate verstehst, ist es fundamental, dass du die folgenden Fakten rund um den Handel mit Futures nochmals in Erinnerung rufst.
- Futures werden mit Long Buy und Short Selling gehandelt. Short Sell? Long Position? Endlich eine einfache Erklärung
- Wenn Anleger optimistisch sind, kaufen sie Termingeschäfte (Long Buy).
- Anleger, die einen sinkenden Kurs erwarten, shorten Termingeschäfte (Leerverkauf / Short Selling)
- Im Bullenmarkt kaufen mehr Anleger Futures und weniger Investoren shorten sie.
- Je mehr Anleger Futures kaufen, desto höher steigt dessen Kurs.
Die Funding Rate erweitert das «Regelwerk» um die folgenden Gegebenheiten.
- Ist der Futures Preis höher als der Spot Preis, dann müssen Käufer von Futures (Long Buy) eine Gebühr bezahlen.
- Ist der Spot Preis höher als der Futures Preis, dann müssen Verkäufer von Futures (Short Sell) eine Gebühr bezahlen.
- Die Funding Rate geht nicht an den Broker. Der Broker überträgt sie lediglich zwischen Haltern von Short- und Long- Positionen. Hat es beispielsweise mehr Käufer von Termingeschäften, dann berechnet ihnen der Broker die Gebühr und überträgt sie an die Halter von Short Positionen.
- Die Gebühr fällt alle 8 Stunden an.
- Üblicherweise beträgt die Funding Rate 0.01% des Volumens. Steigt das Ungleichgewicht von Spot- und Futures- Preis, dann steigt auch die Gebühr.
Die Funding Rate im Bullenmarkt
Im Bullenmarkt, wenn mehr Anleger Termingeschäfte kaufen, dann drücken sie den Preis der Futures nach oben. Oft wird das Ungleichgewicht in Form einer Waage dargestellt: das Gewicht der Futures wird umso schwerer, je mehr Investoren Termingeschäfte kaufen und halten. Der Spot-Preis ist somit im Verhältnis viel leichter.
Um das Gleichgewicht wiederherzustellen, muss der Broker «Last» vom angelegten Volumen wegnehmen. Diese Last in Form der Funding Rate überträgt der Broker an die Halter von Short Positionen.
Ganz konkret erhält der Halter von Short Positionen die Gebühr nicht direkt vom Broker, sondern von Anlegern, welche Long Positionen halten.
Diese Massnahme hat diverse Auswirkungen:
- Weniger Volumen im Halten von Futures bedeutet, dass der Preis der Futures sinkt.
- Mehr Volumen im Halten von Short Positionen bedeutet, dass der Futures Preis sinkt.
- Je höher die Funding Rate ist, desto weniger Anleger kaufen Termingeschäfte.
Die Funding Rate im Bullenmarkt ist die Chance für Perpetual Futures-Spot Arbitrage. Dazu aber später mehr.
Die Funding Rate im Bärenmarkt
Seit ich Kryptowährungen und besonders Bitcoin kenne, sind Käufer von Futures in der Pflicht die Funding Rate zu bezahlen. Wie wir alle wissen, sind die Zeiten nicht immer rosig und mit grosser Wahrscheinlichkeit wird der Wind drehen. Wenn dann mehr Anleger pessimistisch werden und davon ausgehen, dass der Kurs eines Assets sinken wird, werden sie somit auch mehr Short Positionen im Futures Markt eröffnen. Dies führt gegenüber dem Spot-Preis zu einem im Verhältnis tiefen Futures-Preis.
Wenden wir nochmals die Metapher der Waage an, bedeutet dies, dass auf der Futures-Seite zu wenig Gewicht liegt. In diesem Fall sind die Halter von Short Positionen in der Pflicht.
Und natürlich gilt auch hier, dass die Gebühr direkt unter den Anlegern transferiert wird.
Zusätzlich bewirkt dieser Wechsel des Geldflusses auch ein Wechsel der Auswirkungen.
- Weniger Volumen im Halten von Short Positionen bedeutet, dass der Preis der Futures steigt.
- Mehr Volumen im Halten Futures bedeutet, dass der Futures Preis steigt.
- Je höher die Funding Rate für Halter von Short Positionen ist, desto weniger Anleger shorten Termingeschäfte.
«Jetzt will ich endlich wissen wie Perpetual Futures-Spot Arbitrage funktioniert!»
Ja ja ja nicht so schnell! Die Grundlagen sind wirklich wichtig. Und mit dem Wissen von oben kombiniert mit einer Prise Know How aus Cash and Carry Arbitrage haben wir das leckere Süppchen gekocht: 0.01% Rendite alle 8 Stunden. Und das geht so.
Du kaufst dir Bitcoin, überträgst sie in die Futures Wallet und shortest die gleiche Menge Bitcoin Futures. Als Kollateral hinterlegst du die zuvor gekauften Bitcoin. Du befindest dich in einer neutralen Position. Zitieren wir meinen Beitrag über Cash and Carry:
Und wenn du jetzt weisst, wie du in die neutrale Position gelangst, dann kannst du in dieser Position bleiben. Und zusätzlich erhältst du von Anlegern, welche Long Positionen halten, alle 8 Stunden die Funding Rate bezahlt 💰. Beträgt die Funding Rate 0.01% pro 8 Stunden, entspricht das einer Rendite von 0.03% pro Tag bzw. 10.95% pro Jahr!
Hands-on: Perpetual Futures-Spot Arbitrage auf Binance
Die folgende Anleitung soll dir helfen, die Strategie einmal selber anzuwenden. Da ich mich primär auf Binance aufhalte, wurden die Screenshots dementsprechend auf dieser Handelsplattform geschossen.
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1. Kauf von BTC im Spot Markt und Transfer in die Futures Wallet
Den Kauf von Kryptowährungen im Spot-Markt bist du dir vermutlich gewohnt. Der folgende Screenshot zeigt dir den Kauf von Bitcoin für €100 zum aktuellen Marktwert.
Damit du in die neutrale Position gelangst, die Funding Rate abkassieren und somit von der Perpetuals Futures-Spot Arbitrage profitieren kannst, musst du ein Kollateral hinterlegen. Die soeben gekauften BTC sollen dieses Kollateral sein. Wechsle deshalb jetzt nach Binance Futures -> Coin M Perpetual. Über den Button «Transfer» und dem sich öffnenden Popup kannst du die gekauften BTC von deiner Spot Wallet in die Futures Wallet übertragen.
Wie auch bei der Cash and Carry Handelsstrategie ist es empfehlenswert, diese Schritte schnell über die Bühne zu bringen. Denn bis du im Futures-Markt deine Short Position eröffnet hast, bist du den Schwankungen des Marktes ausgesetzt.
2. Hebel anpassen und Futures shorten
Damit du Perpetuals Futures-Spot Arbitrage mit geringem Risiko anwenden kannst, ist es wichtig, dass du zu erst den Hebel deiner geshorteten Futures herunterschraubst.
Bestätige den 1-fachen Hebel mit Confirm und betrachte das Formular, welches über dem Graphen liegt. Dort wählst du «100%» und klickst auf «Sell/Short»
3. Rendite von Perpetual Futures-Spot Arbitrage überwachen
Nach dem Platzieren der Short Position ist es empfehlenswert, immer mal wieder einen Blick in die Futures Wallet zu werfen. In meinem Beispiel beträgt der Gesamtbetrag mehr als die zuvor gekauften BTC für 100€. Grund hierfür sind lediglich weitere offene Futures-Positionen.
Der golden umrahmte Wert sollte zu jeder Zeit höher oder gleich deinem investierten Kapital sein. Da du dich in der neutralen Position befindest, gleichen sich «Total Unrealized PNL» und «Total Wallet Balance» immer aus. Über den Button «Transaction History» kannst du die erhaltenen Funding Rate Beträge einsehen.
Mein Screenshot zeigt zusätzlich noch Einträge für die Funding Rate von XRP (Ripple). Ich habe die Handelsstrategie bereits mit den unterschiedlichsten Kryptowährungen ausprobiert und man ist dementsprechend natürlich nicht an Bitcoin gebunden.
Liste der aktuellen Funding Rates
Auf Binance kannst du jederzeit den aktuellen Prozentsatz der Funding Rates einsehen: https://www.binance.com/en/futures/funding-history/0
Ab und zu werfe ich einen Blick darauf um zu schauen, welche Kryptowährung aufgrund ihres aktuellen Kurses am meisten abwirft.
Die höchste Funding Rate liegt zum Zeitpunkt der Screenshotaufnahme bei 0.0391%. Das entspricht einer potenziellen jährlichen Rendite von 43% (0.0391% * 3 * 365) mit Perpetual Futures-Spot Arbitrage. Um diese jährliche Rendite aber zu erhalten, müsste die Funding Rate für den BNBUSD Futures Markt permanent auf dem hohen Niveau bleiben. Dieser Fall ist grundsätzlich ausgeschlossen. Im Screenshot oben erlebte der BNB Coin lediglich gerade ein temporäres hoch.
Es empfiehlt sich, bei der Arbitrage Handelsstrategie nicht zu oft zwischen den verschiedenen Währungen zu wechseln. Beim Handel im Spot- und Futures-Markt fallen jeweils Gebühren an, welche du über die Funding Rate zu erst wieder verdienen musst. Ausserdem können die Raten sehr schnell ändern. Von einer minimalen Rendite von 0.01% pro 8 Stunden kannst du aber im Bullenmarkt ausgehen.
Und wie geht’s jetzt weiter?
Die Handelsstrategie ist sehr spannend, rentabel und birgt keine grossen Risiken. Um die Frage im Titel zu beantworten: Ja, das ist gratis Geld. Kryptowährungen wären aber nicht innovativ, wenn die Anwendung von Perpetual Futures-Spot Arbitrage nicht noch einfacher ginge. Inzwischen gibt es Bots, welche die Handelsstrategie völlig eigenständig für dich ausführen. Das einzige was du tun musst, ist USDT überweisen, eine Währung wählen und dich zurücklehnen. Der Beitrag dazu folgt… See you then! 💰📖