Futures Trading anhand von einfachen Beispielen erklärt

Das Handeln mit Termingeschäften ist ein weiterer Auswuchs der Börse. Auswuchs klingt ziemlich negativ, ich weiss. Die Ursprungsidee davon ist durchaus positiv und bietet grossen Nutzen. Trotzdem verwenden viele Anleger die Anlageklasse inzwischen für das reine Spekulieren. Kryptowährungs-Plattformen haben nachgezogen und somit ist es auch möglich, Futures Trading mit Bitcoin und co. zu betreiben. Was ist der Ursprung dieses Finanzprodukt und welche Vorteile bietet sie heute?

Ursprung von Terminverträgen

Die Idee von Terminverträgen ist die Zusicherung einer Partei, dass sie ein bestimmtes Gut zu einem vordefinierten Preis kaufen wird. Die andere Partei versichert, die entsprechende Ware zum vereinbarten Zeitpunkt zu liefern. Es handelt sich also um einen Vertrag, welcher an einen fixen Termin in der Zukunft gebunden ist. Von daher rührt der Begriff Terminkontrakt. Die ersten Warentermingeschäfte fanden 1884 in Chicago statt: Chicago – Geburtsort des modernen Future-Marktes.

Beim Abschliessen eines solchen Vertrages wechseln noch keine Waren den Besitzer. Es wird lediglich eine Anzahlung verlangt, welche an der Börse üblicherweise zwischen 5% und 15% beträgt. Der Handel von Bitcoin Futures verlangt ein Kollateral von 50%. Man spricht folglich von einem Erwerb auf Marge.

John und der Kaffeehändler: ein einfaches Beispiel

John lebt in Chicago im Juni 1884. Die ersten standardisierten Termingeschäfte haben sich etabliert. Er braucht im Oktober 200 kg Kaffee und vereinbart mit dem Lieferanten, dass er die Kaffeebohnen Ende September zu einem Preis von 10 Cent pro Kilogramm kaufen wird. Als Anzahlung leistet John $2. Die restlichen $18 bezahlt er bei Erhalt der Ware. John und sein Lieferant haben somit einen Terminvertrag abgeschlossen.

Der Zukunftspreis basiert auf dem aktuellen Preis, welcher zum Zeitpunkt der Vereinbarung nur 9 Cent beträgt. Da der Lieferant Ende September bereits eine hohe Auftragslast hat und der Käufer die Kaffeebohnen in der Zwischenzeit sowieso nicht lagern kann, ist John bereit, in Zukunft mehr dafür zu bezahlen. Ausserdem muss er nur eine Anzahlung leisten und bleibt mit den übrigen $18 flüssig.

Zusammengefasst beinhaltet der Vertrag die folgenden Parameter:

  • Aktuelles Datum: Juni 1884
  • Lieferung am: Oktober 1884
  • Menge: 200 kg
  • Preis pro Kilogramm aktuell: 9 Cent
  • Preis zu bezahlen pro Kilogramm bei Lieferung: 10 Cent
  • Anzahlung: 10% ($2)

Preisbildung bei Terminverträgen

Wie im oberen Beispiel ersichtlich, geschieht die Preisbildung aufgrund der möglichen Auftragslage des Lieferanten in der Zukunft. Es wäre also denkbar, dass der Lieferant für den vereinbarten Termin noch gar keine Verträge abgeschlossen hätte und sein Auftragsbuch leer ist. Um Aufträge abzuschliessen böte der Lieferant John an, ihm den Kaffee für 8 Cent pro Kilogramm zu liefern, sofern er jetzt bei ihm eine Bestellung aufgebe. John würde somit für seine Bestellung in der Zukunft weniger bezahlen, als der Kaffee zum aktuellen Zeitpunkt kostet.

Das Auftragsbuch des Lieferanten ist wiederum abhängig von der zukünftigen Kaffeeverfügbarkeit. Ist die Aussicht auf genügend Kaffee aufgrund von beispielsweise Unwetter gering, wird der Lieferant seine verfügbaren Kaffeebohnen bestimmt ziemlich schnell und teurer loswerden. Der Preis des Termingeschäfts bildet sich somit aus Angebot und Nachfrage der Ware in der Zukunft.

Der Handel mit Termingeschäften

John hat den Vertrag abgeschlossen und sich verpflichtet, den Kaffe per Ende September 1884 zu kaufen. Im August merkt er aber, dass seine Kunden seinen Kaffee nicht mehr kaufen wollen. Seine Angst: «Ich bleibe auf den 200 kg Kaffeebohnen sitzen!»

John spricht mit seinem Kollegen Robert. Er besitzt auch einen Laden und Kaffee findet bei ihm noch regen Anklang. Robert ist bereit, ihm das Termingeschäft abzukaufen. Mehr als 9 Cent pro Kilo bekommt John aber nicht mehr, da der Preis von Kaffee in der Zwischenzeit etwas gesunken ist. John bleibt also auf den restlichen 1 Cent sitzen. John und Robert haben somit einen Handel eines Terminkontrakts abgeschlossen.

Natürlich kann es auch sein, dass der Preis von Kaffee in der Zwischenzeit gestiegen ist und Robert ihm den Kaffe somit für 11 Cent anstatt den oberen 9 Cent abkauft. John würde dann beim Abtreten des Vertrages sogar noch einen Gewinn einfahren. Und genau das ist der Grund, warum Futures Trading auf Börsen entstand. Den «Kauf» eines Vertrages mit der Hoffnung, dass sich der Preis des unterliegenden Assets für den Anleger positiv verändern wird.

Futures Trading am Beispiel von Kryptowährungen

Die Futures eines Assets werden separat gehandelt und sie haben jeweils ein Ablaufdatum. So kannst du beispielsweise Termingeschäfte für Bitcoin Futures mit Ablaufdatum 31.12. oder 25.03. kaufen bzw. verkaufen.

In dem Screenshot ist ersichtlich, dass Terminkontrakte mit Datum Ende März zu einem höheren Preis gehandelt werden als solche, mit Erfüllungsdatum im Dezember davor. Grund dafür ist, dass mehr Investoren an einen steigenden Bitcoin Kurs glauben und somit bereit sind, mehr für die Termingeschäfte von Ende März zu bezahlen. Die Anleger sind gesamthaft optimistisch eingestellt.

Auflistung der verschiedenen Märkte für Futures Trading auf Binance: BTCUSD Quarterly 1231, BTCUSD Quarterly 0325, ETHUSD Quarterly 1231, ETHUSD Quarterly 0325 etc.
Screenshot erstellt auf Binance

Im Beispiel von John und dem Kaffeehändler würde dies bedeuten, dass John für die Kaffeebohnen Ende März viel mehr bezahlen würde, als für den Dezember davor. Weil viele Kunden des Lieferanten aufgrund von denkbarer Kaffeeknappheit und der damit einhergehenden möglichen Teuerung Termingeschäfte abschliessen.

Wichtig ist anzumerken, dass der Marktplatz von Futures wie im Beispiel auf dem Screenshot im folgenden Kapitel ein vollkommen losgelöster Markt ist. Er ist lediglich dadurch an den Bitcoin Spot Markt gebunden, als dass dieser dessen aktuellen Kurs bildet. Der Futures Marktplatz ist dann eine Projektion des möglichen BTC Preises in der Zukunft, welchem die Meinungen und Aktionen von Anlegern zugrunde liegen. Stürze der Bitcoin Preis, würde dementsprechend der Futures Preis auch nach unten korrigieren, da Anleger nicht mehr den gleichen Kurs in der Zukunft vermuten.

Kursverlauf von Futures

Betrachten wir einmal einen konkreten Futures Trading Marktplatz: Bitcoin Futures Quarterly für den 31.12.2021.

Bitcoin Futures Marktplatz mit Ablaufdatum 31.12.2021. Es ist ersichtlich, dass die Futures zu einem höheren Preis gehandelt werden, als zum aktuellen Spot Preis von BTC.
Screenshot erstellt auf Binance

Im Screenshot ist der Index Preis, also der aktuelle BTC Preis, golden umrahmt. Es ist somit ersichtlich, dass Bitcoin Futures mit Ablaufdatum für den 31.12.2021 höher gehandelt werden, als der Bitcoin selber (BTC Futures: 62’221.9, BTC aktuell: 60’402.0). Die Aussage ist klar: die Anleger gehen davon aus, dass Bitcoin am 31.12. einen höheren Wert haben wird, als es heute der Fall ist.

Der Screenshot zeigt auch, dass Anleger Futures mit Short Sell und Long Buy handeln. Den ultimativen Guide zu Short und Long Positionens findest du hier: Short Sell? Long Position? Endlich eine einfache Erklärung

Je weiter weg das Erfüllungsdatum liegt, desto grösser ist üblicherweise die Differenz zwischen Futures- und Spot- Preis. Bis zum Ablaufdatum kann ja noch viel passieren. Je näher das Erfüllungsdatum aber rückt, desto näher befindet sich der Futures-Preis am aktuellen Marktpreis. Ein Anleger geht am 30.12. nicht mehr davon aus, dass der Bitcoinpreis bis zum nächsten Tag noch 10% steigen wird (obwohl das durchaus nicht ungewohnt ist bei Kryptowährungen 😉). Das folgende Diagramm soll den Preisverlauf und die Korrelation der beiden Märkte verdeutlichen.

Beispiel wie die Korrelation zwischen Futures und Spot Preis aussieht. Der Bitcoin Futures Delivery 31.12. wird am 15.10. für $62'000 gehandelt. Zum gleichen Zeitpunkt beträgt der Bitcoin Spot Preis $60'000. Über die Dauer bis zum 31.12. nähern sich die beiden Kurven immer näher an. So sind die Kurven am 23.11. nur noch $1'000 auseinander, als wie zu beginn $2'000. Am Erfüllungsdatum 31.12. betragen beide Kurse gleich viel.
Diagramm erstellt auf infogram.com

Die Darstellung zeigt, dass der Futures Preis am 15.10. noch $2’000 höher gehandelt wird, als der wirkliche Spot Preis. Über die folgenden zweieinhalb Monate nähern sich beide Kurse an, so dass sie am 31.12. gleich viel betragen.

Und wie sieht’s bei John aus?

Kommen wir nochmals zum Beispiel mit John, Robert und dem Kaffehändler: Robert ist ein Tag vor Erfüllungsdatum bereit, John die Kaffeebohnen abzukaufen. Der aktuelle Kaffepreis beträgt nur noch 7 Cent. Es wäre kaum denkbar, dass Robert John mehr als diese 7 Cent pro Kilogramm bieten würde. Zumal Robert sich weder um eine Lagerung kümmern müsste noch würde er von der Liquidität aufgrund einer tiefen Anzahlung profitieren. Da John weiss, dass vermutlich niemand anders Robert den Kaffee günstiger anbieten wird, würde auch er auf mindestens 7 Cent beharren.

Eine Frage hätte ich da noch

Im Kaffehändler-Beispiel ist klar, weshalb John sich dazu entscheidet, zu einem späteren Zeitpunkt mehr für die gleiche Menge Kaffeebohnen zu bezahlen. Schliesslich kann er die Ware in der Zwischenzeit nicht lagern bzw. er müsste für die Lagerkosten aufkommen. Was mich aber im Falle von Bitcoin und co. nicht in Ruhe liess, war die folgende Frage.

Weshalb sollte ich über Futures mehr für Bitcoin bezahlen, anstatt sie einfach direkt kaufen?

Vereinfacht gesagt, kaufst du die Bitcoin über Futures zu einem höheren Preis, anstatt sie direkt im Spot-Markt zu einem tieferen Preis zu kaufen und folglich eine höhere Rendite erwarten zu können.

Bitcoin müssen nicht gelagert werden. Mehrkosten fallen also nicht an, wenn du sie besitzt. Nun ja, nicht ganz. Wenn du Bitcoin über den Spot Markt kaufst, dann musst du den vollen Marktwert der erworbenen BTC bezahlen. Beim Futures Trading musst du lediglich einen Anteil der gehandelten Bitcoin hinterlegen. Der Vorteil ist also die Liquidität und nicht liquid zu sein kostet auch etwas: Opportunitätskosten. Das eingesparte Geld kannst du in der Zwischenzeit anderweitig investieren, oder du kaufst einfach grössere Beträge. Betrachten wir also die Beispiele im nächsten Kapitel.

Gewinn und Verlust beim Handel mit Futures

Die Beispiele gehen alle von der folgenden Ausgangslage aus.

  • Du hast $12’000 und möchtest sie in Bitcoin investieren.
  • Der aktuelle Bitcoin Preis liegt bei $60’000.
  • Der aktuelle Bitcoin Futures Preis liegt bei $62’000.

Der Verkauf in den Beispielen findet immer direkt vor Erfüllungsdatum statt bzw. dann, wenn Futures und Spot Preis gleich hoch sind.

In der Berechnung von Gewinn und Verlust wurden Gebühren vernachlässigt.

Beispiel 1: Bitcoin Spot Kauf mit Kurssteigerung

  • Du kaufst mit den $12’000 0.2 BTC.
  • Der Kurs von BTC beträgt am Verkaufstag $65’000.
  • Du verkaufst die 0.2 BTC und erhältst $13’000.
  • Folglich machst du einen Gewinn von $1’000.

Beispiel 2: Bitcoin Futures Kauf mit Kurssteigerung

  • Du kaufst mit den $12’000 Bitcoin Futures. Da du nur 50% als Kollateral hinterlegen musst, kannst du damit ~0.387 BTC Futures kaufen. Oder anders ausgedrückt: du kannst BTC Futures für $24’000 kaufen, da 50% von $24’000 = $12’000.
  • Der Kurs von BTC und dementsprechend auch der des Termingeschäfts liegt am Verkaufstag bei $65’000.
  • Deine ~0.387 BTC Futures haben am Verkaufstag einen Gegenwert von $25’161 (0.3870967742 * $65000 = $25’161).
  • Folglich machst du einen Gewinn von $1’161 ($25’161 – $24’000 = $1’161).

Beispiel 3: Bitcoin Spot Kauf mit Kursabwertung

  • Du kaufst mit den $12’000 0.2 BTC.
  • Der Kurs von BTC beträgt am Verkaufstag $55’000.
  • Du verkaufst die 0.2 BTC und erhältst $11’000.
  • Folglich fährst du einen Verlust von $1’000 ein.

Beispiel 4: Bitcoin Futures Kauf mit Kursabwertung

  • Du kaufst mit den $12’000 Bitcoin Futures und erhältst ~0.387 BTC Futures.
  • Der Kurs von BTC und dementsprechend auch der des Termingeschäfts liegt am Verkaufstag bei $55’000.
  • Deine ~0.387 BTC Futures haben am Verkaufstag einen Gegenwert von $21’290 (0.3870967742 * $55000 = $21’290).
  • Folglich fährst du einen Verlust von $2’710 ($24’000 – $21’290) ein.

Die Beispiele zeigen, dass die grössere Liquidität beim Futures Trading als sogenannter «Hebel» angesehen kann. Dieser hat einen grossen Einfluss auf Gewinn und Verlust. Da das Beispiel eine Situation im Bullenmarkt mit optimistischen Aussichten darstellt, ist der Verlust umso grösser, wenn diese erwarteten Aussichten nicht eintreffen.

Den Mehrgewinn aus Beispiel 2 ist aber der Grund, weshalb Anleger sich überhaupt für das Handeln mit Hebeln im Futures Trading entscheiden.

Wie du vom Futures Trading profitieren kannst

Werfen wir nochmals einen Blick auf das Diagramm, welches die Korrelation zwischen BTC und BTC Futures aufzeigt. Am 15.10. zeigen die Kurse der beiden Assets eine Abweichung von $2’000 und man weiss, dass sich die beiden Kurse mit absoluter Sicherheit zum Erfüllungszeitpunkt treffen werden. Zusätzlich liegen den beiden Kurven die gleiche Assets zugrunde:

  1. Bitcoin
  2. Terminverträge von Bitcoin

Diese Diskrepanz muss man doch ausnutzen können? Ja das kann man! Hier geht’s weiter: Cash and Carry Arbitrage: Mit minimalem Risiko profitieren


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