Der reale Wert von Bitcoin: Zwischen Hype und Nutzen

Wir befinden uns im Bärenmarkt und Bitcoin ist aus den News verschwunden. In meinem Beitrag über das sich zusammenziehende Gewitter am Bitcoin-Himmel habe ich wenig Gutes über den Zustand der Märkte hinterlassen. Der Markt ist nun am Boden und gute Investoren wissen, dass man kaufen soll, wenn die Kanonen donnern und verkaufen soll, wenn die Violinen spielen. Deshalb schlage ich vor, dass wir das Donnern nun zu unserem Vorteil nutzen. Die markterschütternden Kanonen sind emotional sehr anstrengend. Deshalb ist es elementar, dass ein Anleger von seinem Investment überzeugt ist. Also: Was kaufen wir da eigentlich? Oder anders gefragt: Was ist der reale Wert von Bitcoin?

Inhaltsverzeichnis

Der Einstieg in den Bärenmarkt bot der Zusammenbruch der diversen Lending-Plattformen und Protokollen wie Celsius, Anchor und Genesis und vollendete in einem Crescendo der Trading-Plattform FTX. Vermutlich wird es noch mehr geben. Wer will denn jetzt schon von einem realen Wert von Kryptowährungen sprechen, richtig? «Alles nur SCAM und abzocke!» Genau diese Gedankengänge widerspiegeln die Massenpsychologie, welche den ewigen Zyklus von Bullen- und Bärenmarkt vorantreibt. Ich kann aber jetzt bereits folgendes vorwegnehmen: Es gibt einen realen Wert von Bitcoin. Ja, einen Wert, der reale Probleme löst, sowohl psychologisch, als auch praktisch.

Um diesen möglichen intrinsischen Wert von Bitcoin zu verstehen, ist es wichtig, erst mal dessen Vorteile zu betrachten und diese danach in den Kontext der Geschichte zu setzen.

Die Vorteile von Bitcoin: Warum die Kryptowährung die Zukunft verändert

Wie bereits in meinem Beitrag Bitcoin Crash – wann knallt es? im Kapitel «Welchen Fundamentalwert hat Bitcoin?» teils erwähnt hatte, bietet Bitcoin auf den ersten Blick die folgenden Vorteile.

  • Die darunter liegende Blockchain ist dezentral und unabhängig von Banken und Regierungen.
  • Vergangene Transaktionen sind fälschungssicher und können im Nachgang nicht mehr angepasst werden.
  • Der Algorithmus der Bitcoin Blockchain ist demokratisch gewählt.
  • Die Anzahl jemals existierender Bitcoins ist begrenzt.
  • Die Währung ist neutral.
  • Layer 2 Lösungen der Blockchain setzen die Transaktionsgebühren auf ein Minimum.

Die Anatomie von Bitcoin in einigen Sätzen

Die Bitcoin Blockchain ist ein Buchführungssystem. Es ist vergleichbar mit einem Notizblock, auf dem Transaktionen geführt werden. Existiert nur ein einziger Notizblock, handelt es sich um ein zentrales System. Im Falle der Blockchain kann man sich aber vorstellen, dass tausende Notizblöcke existieren, welche alle eine Kopie aller Transaktionen beinhalten. Die Halter der Notizblöcke überprüfen sich Gegenseitig. Damit sei sichergestellt, dass alle die selben Transaktionen korrekt notiert haben. Die Programmierlogik des Netzwerkes ist so konzipiert, dass das gegenseitige Überprüfen von Transaktionen überhaupt nicht aufwändig ist und somit für den Betreiber wenig Strom kostet.

Die beschriebenen Notizbuch-Halter werden im Zusammenhang mit der Blockchain als «Full Node» bzw. «Light Node» (von engl. vollständiger Knoten bzw. leichter Knoten) bezeichnet. Neben diesen Knoten gibt es noch sogenannte Miner (von engl. Schürfer). Sie sind die aus den News bekannten Stromfresser, welche darum kämpfen, neue Transaktionen anzufügen. Ein Datensatz solcher Transaktionen wird als Block bezeichnet. Schafft es ein Miner, einen solchen Block anzufügen, erhält er daraufhin eine Belohnung in Bitcoin. Alle Nodes (Notizblöcke) synchronisieren daraufhin die neuen Transaktionen.

Es handelt sich somit um ein dezentrales System, in welchem es sehr aufwändig ist, neue Transaktionen zu verbuchen und gar nicht aufwändig, die angefügten Transaktionen zu überprüfen. Jede falsche Transaktion fällt somit direkt auf. Und da das Verbuchen einer Transaktion sehr viel Geld und Strom kostet liegt es im Interesse jedes Miners, korrekte Transaktionen zu verbuchen.

Die Macht der Dezentralisierung: Wie Unabhängigkeit durch Blockchain-Technologie ermöglicht wird

Aufgrund der dezentralen Architektur ist es weder einer Institution, noch einer Regierung möglich, die Bitcoin Blockchain in irgendeiner Weise zu stoppen oder anzupassen. Inzwischen ist das Bitcoin-Netzwerk derart gewachsen, dass Nodes und Miner auf der ganzen Welt aufgestellt sind. (Rein aus ökonomischem Aspekt gibt es aber vermutlich mehr Schürfer an Orten mit günstigem Strom.)

Was passiert nun genau, wenn eine Regierung Bitcoin in ihrem Land verbietet und das Abschalten aller Schürfer-Maschinen forciert? Oder wenn flächendeckend der Strom ausfällt?

Die Bitcoin Blockchain läuft einfach weiter.

Die Blockchain läuft nicht nur einfach weiter sondern es hat zur Folge, dass der Rest der Welt den Platz der versiegten Schürfer einnehmen. Durch die abnehmende Konkurrenz wird das Mining an anderen Orten wieder profitabel, da der Erlös mit weniger Parteien geteilt werden muss.

In 2021 hat China genau ein solches Verbot ausgesprochen und der Bitcoin Kurs stürzte kurzerhand ab. Dieser erholte sich dann jedoch sehr schnell wieder, da Bürger von USA, Kasachstan und Russland die Gelegenheit erkannten und ihre Mining-Aktivität hochfuhren.

Diagram, welches die Mining Aktivität in Blau (Total Hash Rate) und den Bitcoin Preis in Schwarz (Market Price USD) darstellt. Es ist ersichtlich, dass am 21. Mai sowohl der Bitcoin Wert, als auch die Mining-Aktivität abstürzte. Die Total Hash Rate erholte sich daraufhin ruckartig wieder und übertraf die vorangegangene Aktivität Ende 2022.
Total Hash Rate vs. Market Price von 2017 bis Anfang 2023

Der Screenshot zeigt, dass im Jahr 2021 sowohl die Total Hash Rate als auch der Bitcoin Wert rapide abnehmen und sich daraufhin beide wieder erholen. Die Hash Rate übertrifft daraufhin den vorangegangenen Wert ab ca. Ende 2022 sogar wieder.

Die demokratische Wahl in der Bitcoin Blockchain

Der dezentrale Aspekt ist grundlegend für das Aufstellen einer Demokratie. Eine Abstimmung kann nur erfolgen, wenn mehrere Parteien das Recht haben, ihre Stimme abzugeben.

Der Algorithmus von Bitcoin ist open source entwickelt. Das bedeutet, dass jeder den Programmiercode einsehen und daran mitentwickeln kann. Natürlich muss jede Änderung von der Community abgenommen werden. Dies verunmöglicht schon mal ein korrumpieren des Codes im ersten Schritt.

Hat die Community Änderungen vorgenommen, erstellt sie einen neue Version des Codes. Dies wird im Fachjargon als «Release» (von engl. loslassen) bezeichnet. Die Versionierung hilft, die vorgenommenen Änderungen zurückverfolgen zu können. Das Release wird daraufhin an die Miner und Nodes ausgerollt. Jeder Teilnehmer hat die Möglichkeit, die neue Version auf seinem Knoten zu installieren. Diese Entscheidung entspricht nichts anderem als einer demokratischen Abstimmung. Und da jede Person der Gesellschaft frei ist, Bitcoin zu schürfen oder Full- und Light Nodes zu betreiben, heisst das indirekt, dass jede Person über die Zukunft des digitalen Geldes mitbestimmen kann.

Versionierung durch Hard- und Soft-Forks

Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen, ist es sinnvoll anzumerken, dass die Änderung am Code durch sogenannte Soft- und Hard-Forks (von engl. Gabelung) geschieht. Bei den Soft-Forks (weiche Gabelung) ist der neue Code rückwärtskompatibel. Bei den Hard-Forks wiederum ist das nicht der Fall. Durch die Installation dieses Codes entsteht zwangsläufig eine neue Kryptowährung. Bitcoin Gold oder Bitcoin Cash beispielsweise sind das Resultat solcher harten Gabelungen.

Einige in Zukunft vermutlich notwenige Änderungen werden einen solchen Hard Fork erfordern. Aber dazu später mehr.

Wie die Knappheit von Bitcoin den Schutz vor Inflation garantiert

Satoshi Nakamoto, das Phantom, welches Bitcoin erfand, hat die Obergrenze von 21 Millionen Bitcoin im Code definiert. Es steht davon zwar nichts in seinem Whitepaper (https://bitcoin.org/bitcoin.pdf), aber die definierte Obergrenze hat sich inzwischen fix in den Köpfen der Gesellschaft etabliert. Rein theoretisch wäre es zwar möglich, über den demokratischen Ansatz diese Obergrenze zu erweitern, dies ist aber aus rein psychologischer Sicht äusserst unwahrscheinlich. Um dies zu verdeutlichen, möchte ich folgendes Szenario darstellen.

Nehmen wir an, in einer neuen Version des Bitcoin-Codes bestimmen die Entwickler eine neue Obergrenze der maximalen Anzahl von Bitcoin. Die Mehrheit der Miner und Nodes installiert den neuen Code und segnet die neue Version damit ab. Da mehr Bitcoin nun vorhanden sind, erhalten daraufhin die Schürfer mehr Bitcoin nach erfogreichem Anfügen eines neuen Blocks. Dies klingt in erster Linie verlockend, führt jedoch zu einer Entwertung des digitalen Geldes. Diese Entwertung führt zwangsläufig dazu, dass der Bitcoin Preis fällt, was wiederum heisst, dass die Schürfer weniger verdienen. Neben der inflationären Ursache des Preissturzes kommt zusätzlich eine ideologische Ursache hinzu. Die maximale Anzahl von 21 Millionen Bitcoin ist ein Grundpfeiler der digitalen Währung. Eine Erhöhung dessen würde zwangsläufig zu einem enormen Preissturz führen und Bitcoin auf einer elementaren Ebene mit dem FIAT Geld gleichstellen.

Alleine aus diesem ideologischen Grund ist es höchst unwahrscheinlich, dass Schürfer und Node-Betreiber sich auf eine solche Erhöhung einigen würden.

Aus reiner Neugier habe ich mir einmal den Programmiercode der Bitcoin Blockchain heruntergeladen. Wie ich erwartet hatte, ist die maximale Anzahl Bitcoin lediglich als einzelne Variable festgelegt. Es ist faszinierend, dass diese Variable einerseits so einfach angepasst werden könnte, aber das Produktivstellen dieser Änderung an Unmöglichkeit grenzt.

Variable MAX_MONEY = 21'000'000 im Programmiercode.
Variable MAX_AMOUNT in der Datei amount.h des Bitcoin Codes

Goodbye Bitcoins

Der aktuelle Bestand an geschürfter Bitcoins beläuft sich auf ungefähr 18.5 Millionen. Gemäss einem Artikel von blockzeit.com vom Oktober 2022 (How Much Bitcoin Has Been Lost Forever?) sind davon um die 20 Prozent für immer verloren. Einerseits handelt es sich dabei um Bitcoins, welche sich in Wallets befinden, auf die ihre Besitzer keinen Zugriff mehr haben. Andererseits sind Bitcoin verloren, wenn sie an eine nichtexistierende Adresse gesendet werden. Aufgrund der menschlichen Fehlbarkeit bekommt die digitale Währung dementsprechend sogar einen leicht deflationären Charakter.

Die Neutralität von Bitcoin: Warum die Kryptowährung unabhängig von politischen oder wirtschaftlichen Interessen ist

Die Idee zu Bitcoin hat sich im Kopf eines Unbekannten namens Satoshi Nakamoto zusammengebraut. Bei dem Namen handelt es sich um ein japanisches Pseudonym, und niemand weiss um wen es sich bei dem Phantom handelt. Alleine, dass die Nationalität des Erfinders nicht einmal klar ist trägt zum neutralen Charakter von Bitcoin bei und steigert somit dessen realen Wert.

Da Bitcoin weder von einer Regierung, noch von einer Institution sondern von der Öffentlichkeit entwickelt wurde, entstand überhaupt erst die Möglichkeit, dass sich die Kryptowährung über die Ländergrenzen hinweg etablieren konnte. FIAT Währung ist immer direkt an eine Nation oder einen Verbund von Nationen und damit auch an gewisse Ideologien und Kulturen gebunden. Bitcoin wiederum ist völlig befreit von politischen und kulturellen Ideologien.

Man stelle sich vor, dass sich zu diesem Zeitpunkt diverse Kriege auf der Welt ereignen. In den meisten dieser Länder gibt es Bitcoin Enthusiasten, die von dessen Technologie und Wert überzeugt sind. Auch in zwei gegnerischen Kriegsparteien gibt es keinen Vorbehalt, aufgrund dessen ein rivalisierendes Land Bitcoin verabscheut, weil es in irgend einer Weise mit dem Gegner in Verbindung gebracht werden kann.

Bitcoin ist unabhängig von Land, Kultur und Ethnie, weil sich dessen Idee und Technologie unabhängig und organisch verbreiten konnte.

Die Entwicklung des Internets ähnelt in grösstem Masse dem Aufstieg von Bitcoin. Obwohl sich dieses damals genannte Arpanet an Universitäten in den USA etablierte, hat die Neutralität der Technologie ermöglicht, dass es sich über den gesamten Planeten ausbreiten konnte.

Randnotiz: Die Technologie der Bitcoin Blockchain hat zu diversen Projekten geführt, welche höchst wahrscheinlich auch das Internet revolutionieren werden. Diese Vision wird als Web3 bezeichnet.

Sehr günstige Transaktionsgebühren dank Layer 2 Lösung

Im Zusammenhang mit Bitcoin von günstigen Transaktionen zu sprechen ist eher kontrovers. Der Vollständigkeit halber möchte ich aber nicht darauf verzichten, den Hintergrund der Bitcoin-Transaktionsgebühren zu erläutern.

Die Globalisierung schreitet von Tag zu Tag weiter voran. Diese Globalisierung beinhaltet unter anderem den länderübergreifenden Handel. Und wo Handel betrieben wird, ist Bezahlung von Nöten. Um den Handel und damit einhergehende Bezahlung zu vereinfachen, wurde in Europa einerseits die Europäische Union als auch die SEPA Zahlung (Single Euro Payments Area) eingeführt. (Natürlich ist das nicht der einzige Grund, weshalb die EU gegründet wurde.) Eine Transaktion mittels SEPA kostet bei der Bank meines Vertrauens 1 €. Also nicht sehr viel. In grossen Teilen der Welt verwenden Länder auch die 1973 gegründete SWIFT (Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication). Betrachtet man nun die Transaktionsgebühren von Bitcoin, weist die Kryptowähung oft viel höhere Kosten auf.

Bei den Transaktionsgebühren handelt es sich um ein Gebot, einen Platz in einem Block zu erhalten. Aus diesem Grund kann dieses Gebot bei hoher Aktivität explodieren. Der Bitcoin-Algorithmus ist so konzipiert, dass ungefähr alle 10 Minuten ein Miner einen Block mit Transaktionen an die Blockchain anfügen darf. Ein solcher Block umfasst in etwa 2’000 Transaktionen. Bedenkt man nun, dass es sich um ein weltweites Buchungssystem handelt, sind 2’000 Transaktionen alle 10 Minuten sehr wenig. Visa im Vergleich wickelt 24’000 Transaktionen pro Sekunde ab. Dies verdeutlicht den Flaschenhals der Bitcoin-Blockchain noch mehr.

Aus diesem Grund explodierten unter anderem im April 2021 die Transaktionsgebühren dermassen, dass für eine Überweisung 64 USD hingeblättert werden mussten. Im Durchschnitt betragen die Gebühren zwischen 50 Cent und 4.5 USD im letzten Jahr.

Diagramm, welches die Transaktionsgebühren über das letzte Jahr darstellt. Es ist ersichtlich, dass diese sich zwischen 0.5 Cent (Januar 2023) und 4.5 USD (Februar 2022) bewegten.
Screenshot erstellt auf https://ycharts.com/indicators/bitcoin_average_transaction_fee

Bitcoin als nationale Währung in El Salvador

Im Herbst 2021 führte El Salvador Bitcoin als nationale Währung ein. Geht man nun davon aus, dass eine Bitcoin-Transaktion um die 4 USD kostet, ist es vollständig Sinn befreit, die Währung für alltägliche Transaktionen zu nutzen. Beim Kauf eines Kaugummis betrage die Transaktionsgebühr ein Vielfaches des gehandelten Werts.

Aus diesem Grund verwendet El Salvador eine sogenannte Layer 2 Lösung. Dabei handelt es sich um eine Applikation, die eine Vielzahl von Transaktionen ausführt und diese dann gebündelt auf die Blockchain schreibt. Die Layer 2 Lösung, auf welche El Salvador zurückgreift heisst Lightning Network. Sie kann bis zu 1 Million Transaktionen pro Sekunde abwickeln und reduziert dadurch auch die Gebühren einer Transaktion auf den Cent-Bereich.

Durch die Einführung dieses zusätzlichen Layers sind natürlich die Transaktionen nicht gleich sicher, wie wenn Überweisungen direkt über die Blockchain abgewickelt würden. Das heisst, der zweite Layer muss innerhalb der eigenen Programmierlogik für die Sicherheit sorgen, welche die Bitcoin-Blockchain selber bereits in hohem Masse bietet.

Einfache Darstellung von Layer 1 und 2 der Bitcoin Blockchain. Die Transaktionen 1, 2 und 3 werden nach Block 1 auf die Blockchain geschrieben. Genauso werden die Transaktionen 4, 5, 6 und 7 auf Block 3 geschrieben.
Vereinfachte Darstellung von Layer 2

Die obere Darstellung ist sehr vereinfacht. In Wirklichkeit handelt es sich nicht lediglich um einen einzigen Strang von Transaktionen, sondern um viele parallel verlaufende Stränge innerhalb des Layer 2 Netzwerks. Diese werden dann periodisch auf die Bitcoin Blockchain geschrieben.

Die Weltordnung im Wandel: Vom Aufstieg und Fall von Nationen

Die bis jetzt aufgezeigten Vorteile haben die meisten Leute bereits einmal gehört. In diesem Kapitel zeige ich nun aber einen Nutzen von Bitcoin auf, der selten diskutiert wird, wozu ich aber etwas ausholen muss.

Dieser Vorteil wird selten diskutiert, weil er nur im Falle eines sogenannten Black Swans zum Tragen kommt. Den Ausdruck prägte der Finanzmathematiker Nassim Taleb in seinem Buch «Black Swan – The Impact of the Highly Improbable». In diesem (extrem ausgedrückt) hasserfüllten Schreiben über die Unfähigkeit von Statistikern und Philosophen, zeigt er auf, dass Ereignisse, wie der 11. September oder diverse Finanzkrisen für die Menschheit völlig unerwartet auftreten, weil die Wahrscheinlichkeit derart gering ist und wir uns deren nicht bewusst sind. Obwohl die Wahrscheinlichkeit so gering ist, sind es eben genau diese Ereignisse, welche trotzdem immer wieder vorkommen und so die Geschichte prägen.

Ein solcher Black Swan zeigt Ray Dalio in seinem neusten Buch «Weltordnung im Wandel». Es ist deshalb ein Black Swan, weil es ein Blinder Fleck auf dem Neokortex der breiten Bevölkerung ist.

Ray Dalio ist eines meiner Vorbilder. Und das weniger wegen seines finanziellen Erfolgs sondern aufgrund der Art wie er die Welt analysiert und aus vergangenen Situationen lernt, was er in seinem Buch «Die Prinzipien des Erfolgs» eindrücklich beschreibt. Wo sich dieses Buch wenig mit der Weltwirtschaft auseinandersetzt, spielt diese in seinem neusten Buch «Weltordnung im Wandel» eine zentrale Rolle. Die darin dargestellten Abläufe, welche ein aufsteigendes Imperium zwangsläufig wieder zu Fall bringen klingen absolut logisch, sind aber in gleichem Masse beunruhigend. Die Zyklen, auf denen diese Abläufe beruhen, zeigen auf, wie die Menschheit unfähig ist aus der länger vergangenen Geschichte zu lernen.

Vom Aufstieg zur Dekadenz: Der grosse Zyklus von Imperien

Ray Dalio hat die Geschichte von den grossen Imperien im Detail studiert und analysiert, was jeweils deren Erfolg und der daraufhin folgende Fall ausmachte. In der nächsten Darstellung aus seinem Buch sind die Machtpositionen von Ländern ersichtlich, welche in der Vergangenheit in Besitz von relativer hoher Stärke waren.

Diagramm, welches die Imperien und deren Einfluss und Macht in einem Zeitrstrahl darstellt. Die relevanten Imperien sind Spanien, China, Niederlande, Vereinigtes Königreich und USA. Man sieht, dass die Niederlande Spanien um 1625 als einflussreichstes Imperium ablösen. Um 1750 löst das Vereinigte Königreich die Niederlande ab. Anfang 20. Jahrhundert lösen die Vereinigten Staaten das Vereinigte Königreich ab. Die USA befinden sich jetzt auf dem absteigenden Ast und China auf Konfrontation mit den USA.
Diagramm aus Ray Dalios Buch «Weltordnung im Wandel»

Die Macht eines Imperiums ermittelt Dalio an den folgenden messbaren Indikatoren:

  • Bildung
  • Wettbewerbsfähigkeit
  • Innovation und Technologie
  • Anteil am Welthandel
  • militärische Stärke
  • Stärke als Finanzzentrum
  • Reservewährungsstatus

Das Diagramm zeigt klar, dass China, Niederlande, das Vereinigte Königreich und die USA einen solchen Aufstieg und Fall durchlebten oder bereits noch in einer der Phasen dieses Zyklus sind. Die Kurven am rechten Rand machen offensichtlich, wie China aufgrund der oben genannten Messwerte auf die Position als führendes Weltimperium zusteuert. Die USA hingegen befindet sich auf einem klaren Abstieg.

Die ganze Abfolge der drei Phasen Aufstieg, Höhepunkt und Abstieg nennt Ray Dalio ganz bewusst Zyklus, weil die Phasen aufgrund der menschlichen Psychologie unausweichlich sind und sich deshalb auch immer wiederholen. Länder, welche relativ zu den konkurrierenden Ländern den stärksten Anstieg verzeichnen, steigen zur Weltmacht auf.

Aufstieg, Höhepunkt und Abstieg

Der Übergang zu einer neuen Weltordnung geschieht meistens durch einen Krieg, da die führende Weltmacht nicht ohne Widerstand bereit ist, ihre Position abzugeben. Verliert die führende Weltmacht diese Auseinandersetzung, welche oft grauenhaft ist und global viel Leid verbreitet, ergreift die aufsteigende Macht die Weltführung. Aufgrund des Elends ist die globale Bevölkerung bereit, alles zu tun, um das Leid zu beenden. Länder schliessen Friedensverträge ab und arbeiten produktiv zusammen. In dieser Phase ist die Bevölkerung arm und sie fühlt sich arm.

Ein vom Elend gebeuteltes Land, dessen Führung stark und fähig ist, schafft es das Leid in ein produktives System zu verwandeln. In diesem System wird Bildung, Innovation, Aufgeschlossenheit und Arbeitsmoral gefördert. Eine reibungslose Zusammenarbeit der Bevölkerung führt zu Wohlstand, das Land erreicht einen Höhepunkt und es wird Arbeit nach Länder mit günstigen Arbeitskräften ausgelagert. In dieser Phase ist Bevölkerung reich, fühlt sich aber aufgrund der Vergangenheit immer noch arm.

Das aufsteigende Land fängt an, die aktuell führende Weltmacht herauszufordern und schafft es in den meisten Fällen auch die führende Weltmacht zu besiegen. Es ist für die Weltmacht auf dem absteigenden Ast äusserst schwierig das Ruder umzureissen, da der Mensch ein Gewohnheitstier ist und sich an den Wohlstand gewohnt hat. Für ein Retten der Situation wäre zwangsläufig ein Hochfahren von Produktion und Arbeitsmoral notwendig.

Die neue Weltmacht gewöhnt sich langsam an deren Position und den etablierten Wohlstand. Aus diesem Grund fängt die Bevölkerung an, sich zurückzulehnen. Die Produktivität wird reduziert und Kredite werden aufgenommen, um den vorherrschenden Wohlstand zu finanzieren. In dieser Phase ist wird die Bevölkerung arm, fühlt sich aber immer noch reich. Ein neues Land etabliert ein produktives System und der Zyklus beginnt von vorne.

Wer nicht das ganze Buch von Ray Dalio lesen will, kann sich dessen wichtigste Punkte in seinem Youtube Video (45 min) anschauen.

Was die Zukunft bringen wird

Da ein solcher Zyklus zwischen 100 und 400 Jahren andauert, ist sich die Menschheit dessen Existenz nicht bewusst. Es wäre deshalb äusserst naiv zu glauben, dass es nicht mehr zum Fall der führenden Weltmacht kommen könnte. Um diesen Abstieg zu verhindern, müsste diese die aktuelle Phase des Zyklus realisieren und beginnen zu handeln. An dem vorherrschenden Stand festzuhalten und weitere Schulden für Güter zu tätigen, welche nicht zur Produktivität beitragen, ist keine Option mehr. In dieser Phase werden die aufgenommenen Kredite vermehrt nur noch verwendet, um den Wohlstand zu erhalten.

Schulden sind etwas äusserst sinnvolles, wenn diese für produktivitätssteigernde Investitionen gemacht werden. Jedoch einen Kredit aufzunehmen, um sich einen neuen Fernseher zu kaufen, bzw. damit ein Land die 4-Tage Woche einführen kann ist äusserst riskant. Achtung: es gibt durchaus Studien, die zeigen, dass eine 4-Tage Woche zu einer Steigerung der Produktivität beitragen kann und in Teilen möchte ich das nicht bezweifeln. Ob diese Massnahme auf Nationaler Ebene gesund ist, ist meiner Meinung nach ein anderes Pflaster.

Wie steht es um USA und China?

Wie der Konflikt zwischen China und den USA weitergehen wird, kann niemand voraussagen. Es ist aber wichtig, dass wir uns bewusst werden, dass es sich dabei um einen klassischen Konflikt zwischen den führenden Weltmächten handelt und dass wir das ernst nehmen müssen. Ob es die beste Option ist, sich jetzt in eine mentale Krise zu stürzen, wage ich zu bezweifeln. Ray Dalio drückt es in seinen Interviews am besten aus.

If you’re worried, you don’t have to worry.
If you’re not worried, you have to worry.

Ray Dalio

Man könnte meinen, dass die Menschheit aus dem 2. Weltkrieg gelernt hat. Die Generation meiner Eltern haben davon gelernt, vielleicht meine Generation noch teilweise. Alle weiteren Generationen sicherlich nicht mehr, weil sie es selber nicht miterlebt haben oder nicht ernst genug vermittelt bekommen. Der Mensch vergisst. Und das ist die Bedingung, die Ausgangslage, welche überhaupt einen solchen Zyklus ermöglicht und vorantreibt. Dieses Unterkapitel möchte ich deshalb mit einem bekannten Zitat beenden.

Hard times create strong men. Strong men create good times. Good times create weak men. And, weak men create hard times.

Der reale Wert von Bitcoin im Wandel der Weltordnung

Im grossen Zyklus von Auf- und Abstieg der Imperien gehen die aussenpolitischen mit innenpolitischen Unruhen einher. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander. Das Unverständnis darüber, wer die angehäuften Schulden zu tragen hat, treibt den Konflikt weiter voran. Der reiche Teil der Bevölkerung besteht darauf, dass sein Vermögen als sein rechtmässiger Besitz anerkannt wird. Gemäss seiner Weltvorstellung steht es ihm zu. Der arme Teil versteht nicht, weshalb die Reichen ihr Vermögen nicht zur Behebung des Problems teilen. Die Bevölkerung arbeitet nicht mehr produktiv zusammen und sie wird weiter egoistisch.

Politisches Spektrum in den USA vor 50 Jahren vs. 2021. Die Darstellung zeigt, dass im 2021 das Spektrum sich massiv polarisiert hat.
Darstellung aus dem Buch «Weltordnung im Wandel» von Ray Dalio

Die obige Darstellung aus Ray Dalios Buch zeigt beispielhaft, wie sich die Politik in den USA in den letzten 50 Jahren polarisiert hat.

Nicht selten enden innenpolitische Unruhen in Bürgerkriegen und Revolutionen. Dabei ist die Enteignung von Vermögen nicht selten sondern eher die Regel. Und so läuft dieses ganze Hauptkapitel auf die eine folgende Aussage hinaus – den Vorteil von Bitcoin, der immer noch völlig unterschätzt wird.

Bitcoin kann dir nie jemand wegnehmen.

So einfach ist es. Manche mögen jetzt denken «Wow, was bringt mir das. Uns geht es doch gut, eine Enteignung wird bei uns doch nicht geschehen.». Und genau das zeigt wieder, wieso es überhaupt die sogenannten negativen Black Swans gibt: Ein Ausblenden des höchst Unwahrscheinlichen.

Es muss nicht in unserem Land passieren und es muss auch nicht jetzt passieren. Es wird aber irgendwann und irgendwo auf der Welt wieder Enteignungen geben. Dann wird Bitcoin eine Zuflucht für die betroffene Bevölkerung bieten. Dies wird das Fundament der Währung stärken und weiter zu deren realen Wert beitragen.

Warum dein Bitcoin-Besitz sicher ist: Eine Erklärung der Enteignungsresistenz von Bitcoin

Es ist logisch, dass die FIAT Währung einer Enteignung am meisten ausgeliefert ist. Bereits die Inflation ist eine Form der Enteignung. Wenn ich eine 10$ Note unter meinem Kopfkissen verstecke, muss man sie mir nicht physisch aus den Händen gerissen werden, um sie mir wegzunehmen.

Ich bin keiner, der sagt, dass Inflation in allen Aspekten etwas übles ist. Ziemlich sicher werden wir nie ohne eine Währung auskommen, welche nicht inflationär ist. Dies ist auch auf die menschliche Psychologie zurückzuführen, aufgrund deren sich die kleinen und grossen Zyklen aus Ray Dalios Buch überhaupt ereignen. Aus diesem Grund denke ich auch nicht, dass Bitcoin sich als Währung für den Alltag durchsetzen wird, aber das ist ein anderes Thema. Trotzdem ist Bitcoin eben genau dieser Inflation nicht ausgeliefert und das ist ein Vorteil, der sich langsam in der breiten Bevölkerung etabliert.

Sehr oft wird Bitcoin mit Gold verglichen. Es gibt nur eine beschränkte Menge davon und es wird global als wertvolles Gut betrachtet. Deshalb könnte man argumentieren, dass Gold denselben Vorteil bietet. Gold kann dir auch niemand wegnehmen, wenn es sich in deinem physischen Besitz befindet. Der grosse Nachteil ist jedoch, dass es nicht praktikabel und somit schwerer handelbar ist. Das Finden eines Käufers und das Übertragen von Goldbarren zeigen sich schnell als Herausforderung.

Und was ist mit FTX?

Im November 2022 machte der Zusammenbruch des Binance-Konkurrenten FTX die Schlagzeilen. Man las, wie die meisten Benutzer ihr ganzes auf der Börse deponiertes Kapital inkl. ihrer gekauften Bitcoin verloren. Das zeigt, dass Bitcoin einem immer noch weggenommen werden kann, wenn es sich nicht wirklich in eigenem Besitz befindet. Solange die gekauften Assets noch auf einer Börse liegen, ist man noch lange nicht deren Besitzer. Befinden sich die Bitcoins lediglich auf der Plattform, handelt es sich um nicht mehr als ein Schuldversprechen der Börse, dass der Eigentümer die Bitcoins jederzeit abziehen kann. Jederzeit natürlich, solange die Handelsplattform nicht bankrott geht.

Not your keys, not your coins.

Die in der Krypto-Community breit gestreute Aussage beschreibt genau die Notwendigkeit, dass Eigentümer von Kryptowährungen dafür sorgen müssen, dass sie von deren Verlust wirklich geschützt sind. Es bedeutet nichts anderes, als dass Kryptowährungen einem erst wirklich gehören, wenn man sie in einer eigenen Wallet hat, über dessen sogenannter «Keys» man verfügt. Bei den Keys handelt es sich um «Passwörter» welche unter anderem die Blockchain für die Verschlüsselung und Freigabe von Transaktionen verwendet.

Investieren in Bitcoin: Warum es im Vergleich zu anderen Kryptowährungen die sicherste Option ist

Dieser Beitrag schreibt lediglich über Bitcoin obwohl es da draussen inzwischen Tausende Kryptowährungen gibt. Und das hat auch einen Grund. Wenn die Leute das Wort Kryptowährung hören, denken sie an Bitcoin. Die Nummer 2 gemäss Marktkapitalisierung, Ethereum, haben die meisten auch schon gehört. Aber danach wird es eng.

Auch in den Nachrichten hört man grundsätzlich nur von Bitcoin und nicht von Kryptowährungen im Allgemeinen. Für eine andere Kryptowährung würde es viel Zeit brauchen, Bitcoin diesen Status abzusprechen, auch wenn diese mehr Vorteile als Bitcoin bieten würde.

Ausserdem haben Kryptowährungen oft einen unterschiedlichen Zweck. So funktionieren diese oft wie Aktien, da sie auch als Finanzierung von Unternehmen verwendet werden. Nicht selten gibt es auch Initianten, welche neue Projekte mit Kryptowährungen in einer Foundation (oft mit Sitz in Zug, Schweiz) gründen. Das trübt natürlich die Unabhängigkeit dieser Projekte. Eine gute Übersicht darüber, wieso es so viele Kryptowährungen gibt und für welche Funktionen sie verwendet werden können, bietet das Buch Token Economy (amazon.de). Beim Lesen muss man allerdings über die vielen Schreibfehler hinwegsehen.

Ausserdem funktionieren viele der anderen digitalen Währungen mit anderen Konsens-Algorithmen, um einen erheblichen Stromverbrauch zu verhindern . Diese führen dann oft dazu, dass die Blockchain der neuen Kryptowährung weniger dezentral ist und somit wenige hundert Parteien das Bestimmungsrecht innehaben.

Viele der anderen Kryptowährungen haben ausserdem bewusst einen inflationären Charakter und verlieren somit über die Zeit an Wert.

Wieso korreliert der Preis Bitcoins so stark mit dem NASDAQ?

Wenn es wirklich so ist, dass Bitcoin sich so von den anderen Kryptowährungen, Tokens und Aktien unterscheidet, ist es verwunderlich, dass der Bitcoin Preis so stark mit dem NASDAQ Index und somit mit Tech Aktien korreliert. Wenn die Bevölkerung aber «Bitcoin» hört, dann denkt sie an eine technische Innovation und schiebt sie mental automatisch in die Tech-Branche. Der reale Wert von Bitcoin ist damit noch nicht in der breiten Bevölkerung angelangt.

Ich gehe aber davon aus, dass sich mit dem Verlauf der Zeit die Unterschiede von Bitcoin in den Köpfen der globalen Bevölkerung breit machen wird. Und ich wage einmal vorherzusagen, dass der Moment kommen wird, an dem der NASDAQ nach unten korrigiert und Bitcoin den Preis hält oder dessen Wert sogar steigt. Wenn das der Fall ist, dann hat Bitcoin den Goldstatus erlangt, oder noch besser: den Bitcoinstatus.

Technologische Herausforderungen und ihre Auswirkungen: Was beeinflusst den realen Wert?

Bei dem ach so heiligen Bitcoin, dem Problemlöser, gibt es noch einige Risiken. Auch den von Gegnern immer wieder hervorgebrachte Stromverbrauch möchte ich in diesem Artikel diskutieren.

Bitcoin-Mining und seine Auswirkungen auf den globalen Energieverbrauch

Der Stromverbrauch der Bitcoin Blockchain ist ein Thema, das sehr kontrovers diskutiert wird. Und besonders in der aktuellen Lage, in welcher der Klimawandel die Bevölkerung global gefährdet scheint es völlig sinnlos eine solche Gefährdung zu tolerieren. Die zweitgrösste Kryptowährung gemäss Marktkapitalisierung, Ethereum, hat darauf reagiert und hat seien Konsens Algorithmus von Proof-of-Work (PoW) zu Proof-of-Stake (PoS) geändert. Der Konsens Algorithmus bestimmt, wer den nächsten Block an die Blockchain anfügen darf und daraufhin die Belohnung abkassiert. Bei PoW hat der mit der höchsten Rechenleistung die besten Chancen, den nächsten Block anzufügen. Bei PoS hingegen, ist es die Person mit den meisten Tokens. Im Falle von Ethereum ist es somit die Partei, welche am meisten Tokens der Ethereum Blockhain, genannt «Ether», besitzt.

Es klingt in erster Linie absolut logisch, auch die Bitcoin Blockhain zu einem solchen Wechsel zu bewegen, um so das Klima zu schonen. (Dies grenzt zwar an Unmöglichkeit, weil PoW ein Grundpfeiler der Bitcoin-Blockchain ist und ein solcher Wechsel von der Bevölkerung über den oben beschriebenen demokratischen Ansatz nie durchkommen würde.) PoS ist zwar massivst klimaschonender, bringt damit den kapitalistischen Nachteil, dass die Parteien mit dem meisten Geld am meisten zu sagen haben. Betrachtet man die Verteilung des Vermögenswerte auf der Welt, besitzen die reichsten 1% fast 50% des Gesamtvermögens. Somit ist eine ungleichmässige Verteilung der verfügbaren Tokens einer Kryptowährung nicht weithergeholt. Aus dieser Perspektive ist es somit alleine für die Sicherheit und Machtverteilung der Bitcoin Blockchain sinnvoll, bei Proof-of-Work zu bleiben. Kryptowährungen werden besonders wegen deren dezentralen Ansatz so geschätzt und es macht somit am meisten Sinn bei Proof-of-Work zu bleiben.

Der Vergleich mit dem Stromverbrauch der Banken

Spongebob Mocking Meme. Das Meme soll Spongebob darstellen, der eine Aussage mit dummer Stimme nachmacht. Darauf sagt er: «Aber die Banken verbrauchen viel Mehr Strom als Bitcoin».

Das Argument, dass das gesamte Bankensystem viel mehr Energie verbraucht als die Bitcoin Blockchain hört man bei Bitcoin Befürwortern immer wieder. Der Vergleich hinkt. Es ist logisch, dass alle Banken zusammen ein Vielfaches der Energie von Bitcoin verbrauchen. Das Herstellen und Vernichten von Münzen und Noten, die Büroräumlichkeiten, Safes und Geldtransporter sind einige Aspekte des traditionellen Geldsystems, welche ihren ökologischen Abdruck hinterlassen. Bankangestellte bieten aber Dienstleistungen wie Beratung bei Finanzierungen und Anlagen, welche Bitcoin nicht bieten kann.

Es ist zwar anzunehmen, dass immer mehr des traditionellen Bankensystems digitalisiert werden wird. Es ist aber auszuschliessen, dass Bitcoin diese Digitalisierung manifestieren wird. Wie ich oben bereits erwähnt habe, gehe ich nicht davon aus, dass Bitcoin sich zukünftig wirklich als Mittel zur Bezahlung durchsetzen wird. Viel wahrscheinlicher wird er dem Status von Gold als Wertanlage folgen. Es sieht eher so aus, als würde das sogenannte Central Bank Digital Currency (CBDC) als elektronisches Geld das Rennen machen. Dieses ist aus meiner Sicht brandgefährlich, da es im schlimmsten Fall die totale Überwachung der Bevölkerung ermöglicht, aber das ist ein anderes Thema.

Mining Effizienz und grüner Strom: Bitcoin treibt die Technologie voran

Es ist klar, dass mit den Massnahmen gegen den Klimawandel auch der Strom für das Bitcoin Schürfen grüner wird. Ein Beitrag von bitcoinmagazine.com (Why Proof-Of-Work Is A Superior Consensus Mechanism For Bitcoin) beschreibt, dass die Mining Effizienz über die letzten sieben Jahre um fast 5% gestiegen ist. Alleine im Q3 vom Jahr 2021 stieg der beim Mining verwendete Anteil an erneuerbaren Energien um 3%. Es ist anzunehmen, dass dieser Anteil in der Zukunft drastisch steigen wird.

Bitcoin Mining treibt die Entwicklung von energieeffizienten Systemen an.

Die ausbezahlte Belohnung in Bitcoin für Miner sinkt alle vier Jahre, was als sogenanntes Halving bezeichnet wird. Unter diesem Gesichtspunkt ist es im Interesse der Betreiber, ihre Maschinen so energieeffizient zu halten, dass sie immer noch profitabel sind. Exemplarisch heisst das konkret, dass bei gleichbleibenden Strompreisen die Maschinen alle vier Jahre halb so wenig Energie verbrauchen dürfen, um gleich profitabel zu bleiben. (Mir ist bewusst, dass in diesem Beispiel diverse andere Faktoren nicht berücksichtig sind, welche auf die Profitabilität auch einen Einfluss haben können.)

Strom sparen durch Verbote: Ist das eine gute Idee?

Natürlich wäre es möglich, dass sich Länder wie die Schweiz, USA oder Deutschland dafür entscheiden, Bitcoin zu verbieten. Länder, die sich des Klimawandels bewusst sind und den Übeltäter verbannen wollen. Ich bezweifle stark, dass das etwas bringen würde. Es ist eher anzunehmen, dass sich die Länder damit ins eigene Bein schiessen. Finanzplätze wie die Schweiz oder USA, Länder mit Reservewährungsstatus, müssen zwangsläufig den Tango mit den neuen digitalen Anlagen mittanzen. Nur so können sie versuchen ihren Status über das nächste Jahrzehnt nicht zu verlieren. Gemäss Statistik von statista.com (Distribution of Bitcoin mining hashrate from September 2019 to January 2022, by country) befinden sich zwar die meisten Bitcoin Schürfer in den USA und ein Verbot hätte massive Auswirkungen. In der Schweiz hingegen bewirkte ein Verbot sehr wenig, was den Stromverbrauch anbelangt.

Das Bild zeigt die Bitcoin-Mining-Hashrate nach Ländern aufgeschlüsselt. Die Hashrate gibt an, wie viel Rechenleistung für das Mining von Bitcoins eingesetzt wird. Die USA führen die Liste an, gefolgt von Kasachstan, Russland und China. Dies verdeutlicht den hohen Stellenwert von Bitcoin als digitale Währung mit realem Wert. Durch die hohen Investitionen in die Mining-Infrastruktur wird die Sicherheit des Bitcoin-Netzwerks gewährleistet und somit der reale Wert von Bitcoin unterstützt.

Was passiert, wenn die Bitcoin Mine erschöpft ist?

Es ist allgemein bekannt, dass es in der Geschichte von Bitcoin jemals nur 21 Millionen dieser digitalen Münzen geben wird. Die ganze Blockchain funktioniert nur, weil die Schürfer darum kämpfen, einen Block anzufügen und dadurch eine Belohnung abzukassieren. Da die Anzahl neu generierter Bitcoins begrenzt ist, wird es somit zwangsläufig dazu kommen, dass die Belohnung für das Schürfen stark sinken wird. Unter dem Gesichtspunkt, dass der Wert von Bitcoin über die Zeit steigen wird und um den Zeitpunkt des letzten neu generierten Coins möglichst weit in die Zukunft zu schieben werden die Block Belohnungen alle vier Jahre halbiert. Im Jahr 2021 generierte die Blockchain somit alle 10 Minuten 6.25 neue Bitcoins, welche als Belohnung ausgeschüttet wurden. Das Halving im Jahr 2024 wird die Belohnung auf 3.125 Bitcoins alle 10 Minuten reduzieren.

Im Jahr 2140 wird es keine neuen Bitcoins mehr geben.

Da es einmal keine Schürfer-Belohnung mehr für das verbuchen von Transaktionen geben wird, könnte man darauf schliessen, dass die Bitcoin Blockchain nicht mehr weiter geführt oder die bösartigen Schürfer die gutartigen übertrumpfen werden. Mit 51% Rechenleistung der bösartigen Miner hätten diese somit die Kontrolle über die Blockchain. Die Bösen müssen aber zuerst noch an den folgenden möglichen Massnahmen vorbei.

Transaktionsgebühren werden für Schürfer profitabel

Es ist aber so, dass neben der Schürfer-Belohnung auch die Transaktionsgebühren an die Schürfer ausgezahlt werden. Man geht deshalb heute davon aus, dass als Anreiz für die gutartigen Miner die Transaktionsgebühren genügen werden. Ausserdem wird die Energieeffizienz in Zukunft enorm steigen. Dies führt zwangsläufig zu sinkenden Kosten für das Beitreiben der Schürfer-Maschinen. Wenn die Miner weniger für den Unterhalt ihrer Maschinen bezahlen, reichen auch kleinere Belohnungen aus, um das Geschäft mit der Bitcoin Blockchain weiterhin profitabel zu betreiben.

Während meiner Recherche stiess ich auf einige, mehr oder weniger abstruse Möglichkeiten, wie die Bitcoin Blockchain vor einem möglichen Kollaps gerettet werden könnte. Diese sind mit Vorsicht zu geniessen. Im Allgemeinen gilt es anzumerken, dass Bitcoin erst 14 Jahre existiert und das Szenario der fertiggeschürften Bitcoin in erst über 100 Jahren eintreffen wird. Wir sind uns alle bewusst wie sich die Welt und dessen Technologie im letzten Jahrhundert weiterentwickelt hat. Dementsprechend wird die Welt auch in 100 Jahren nicht mehr die gleiche sein.

Migration auf die Ethereum Blockchain

Neben der nativen Kryptowährung BTC gibt es auch die sogenannte «Wrapped BTC» (von engl. eingehüllt). Bei Wrapped BTC handelt es sich um eine Kryptowährung (bzw. Token) auf der Ethereum Blockchain, die Bitcoin repräsentiert. Es gibt Theorien, dass im Falle eines Ausstiegs der Schürfer alle Bitcoins dann vollständig auf die Ethereum Blockchain gewechselt würden. In einem solchen Szenario würde Bitcoin (also Wrapped Bitcoin) mit dem Konsens Algorithmus von Proof-of-Stake weiterlaufen.

Ich persönlich finde eine solche Vorstellung schwachsinnig, da durch einen solchen Wechsel ein grosser Vorteil von Bitcoin verloren geht. Wie oben beschrieben macht genau der Proof-of-Work Algorithmus, dass die Kryptowährung so dezentral ist. Ein Wechsel auf die Ethereum Blockchain würde zur Einbusse eines Teils dieser Dezentralität führen. Wrapped BTC wird aber trotzdem zum selben Preis wie BTC gehandelt. Manchmal sogar etwas höher. Dies ist aus meiner Sicht nicht nachvollziehbar, da eben genau Proof-of-Work und die dadurch folgende hohe Dezentralität zum realen Wert von Bitcoin beiträgt.

Fun Fact: Wenn native BTC auf die Ethereum Blockchain übertragen werden, können sie in Zukunft nicht mehr zurückkonvertiert werden. Aus meiner Sicht entspricht dies einer Zerstörung der übertragenen Bitcoin, da sie danach nur noch ein ETH Token sind und eben nicht mehr native Bitcoins.

Regierungen übernehmen die Schürfer-Drecksarbeit

Weitere Theorien besagen, dass in diesem Szenario Regierungen im Interesse der Bevölkerung mit Mining einspringen werden, um die digitale Währung aufrecht zu erhalten. Schliesslich werden Banken auch regelmässig gerettet, da sie «too big to fail» sind, richtig?

Bei Bitcoin sehe ich das ganz anders. Hauptargument für Bitcoin ist, dass die Währung unabhängig ist und das soll sie auch bleiben. Steht die Wahl zwischen Regierungen, die nun Bitcoin kontrollieren, in dem sie die Mehrheit am Mining betreiben, oder dem Untergang von Bitcoin, dann soll Bitcoin untergehen. Bitcoin soll für immer unabhängig bleiben, ansonsten hat die Kryptowährung keine Existenzberechtigung mehr.

Es ist wichtig zu bedenken, dass dieses Szenario erst in über 100 Jahren eintreten wird. Bis dahin werden voraussichtlich noch zahlreiche andere Herausforderungen auf uns zukommen.

Wie Quantencomputer den Fundamentalwert Bitcoins bedrohen könnten: Schwachstellen und Herausforderungen der Kryptowährung im Quantenzeitalter

Quantencomputing ist im Aufschwung. Die neue Art von Rechnern benutzen quantenmechanischen Phänomene wie Superposition und Verschränkung um Operationen durchzuführen. Herkömmliche Computer können immer genau zwei Zustände, 0 und 1, abbilden. Quantencomputer hingegen verwenden sogenannte Quantenbits, die zusätzlich eine Überlagerung beider Zustände darstellen können. Diese Überlagerung ermöglicht den neuartigen Rechnern gewisse Probleme parallel zu berechnen. Diese Parallelität macht diese Rechenanlagen dermassen effizient.

Aktuell sind die existierenden Quantencomputer noch in den Kinderschuhen, und den Zustand der Atome stabil zu halten um sie für Berechnungen zu verwenden ist sehr schwierig. Aus diesem Grund haben die neuartigen Rechner die Informatik noch nicht revolutioniert. Experten gehen aber davon aus, dass dies bereits in 5 bis 20 Jahren der Fall sein wird.

Im Zusammenhang mit Bitcoin birgt diese Revolution jedoch ein schwerwiegendes Problem. Die am meisten verbreiteten Verschlüsselungstechnologien sind mit den besten herkömmlichen Computern nicht zu knacken. Man geht davon aus, dass der beste Rechner der Welt für die Entschlüsselung eines Werts mehrere hundert oder tausend Jahre benötigen würde. Bitcoin verwendet die sogenannte SHA-256 Hashing Funktion. Diese stellt sicher, dass alle Transaktionen nachträglich nicht geändert werden können. Man geht davon aus, dass Quantencomputer diese Werte in Zukunft aber in einigen Stunden knacken und so die Blockchain manipulieren können.

Post-Quantum-Verschlüsselung: Ein Ausweg

Neben dem SHA-256 Verschlüsselungsalgorithmus, der Bitcoin verwendet, gibt es inzwischen auch Post-Quantum Verschlüsselungsalgorithmen, welche auch später von Quantencomputern nicht geknackt werden können. Ich denke, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Quantencomputer salonfähig werden und sich über den Globus verteilen. Aus diesem Grund wird es nötig sein, die Bitcoin Blockchain auf einen Post-Quantum-Verschlüsselungsalgorithmus zu migrieren. Was, wie ich oben beschrieben habe, nicht sehr einfach ist. Der Fakt, dass einen solche Änderung nicht rückwärtskompatibel ist und dadurch ein Hard Fork nötig sein wird, macht die Situation nicht einfacher. Zwangsläufig würde Bitcoin als neue Kryptowährung weiter existieren. Die alte Bitcoin SHA-256 Blockchain wäre vermutlich dem Untergang geweiht, da sie keine Sicherheit mehr bieten würde.

Schlussfolgerung über den realen Wert von Bitcoin

Bitcoin ist gekommen um zu bleiben. Es ist offensichtlich, dass die digitale Währung Vorteile bietet, welche bis jetzt so kein Asset bieten konnte. Diese Vorteile bilden den realen Wert von Bitcoin und sie werden in Zukunft nicht mehr wegzudenken sein. Auch in den leider wiederaufkommenden politischen Spannungen bietet die Währung eine Anlage mit Sicherheit. Mit der hohen Volatilität der Kryptowährung stehen vielen beim Wort «Sicherheit» in deren Zusammenhang die Haare zu Berg. Es ist aber so, dass die sich immer weiter etablierende Akzeptanz von Bitcoin dessen Volatilität verringern wird. Ich gehe davon aus, dass Bitcoin selbst in Zukunft nicht mehr so extremen Blasen ausgesetzt sein wird, wenn die breite Bevölkerung besser versteht, was dessen Wert ausmacht. Die letzte Blase habe ich in meinem Artikel Bitcoin Crash – wann knallt es? vor dessen Platzen beschrieben. Es war einfach zu offensichtlich, dass mit den Märkten etwas nicht stimmte.

Neben den Vorteilen gibt es auch Risiken und Nachteile wie der hohe Stromverbrauch, die Gefahr durch Quantencomputer oder das Versiegen der Schürferminen. Da die globale Technologie sich in rasantem Tempo weiterentwickelt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis Lösungen gefunden und Massnahmen ergriffen werden. Die Menschheit hat dies in der Vergangenheit bereits mehr als einmal bewiesen.