Bitcoin Crash – wann knallt es?

Dramatischer Titel, dramatisches Anzeigebild und dramatische Musik (🎶 Pam 🎶 pam 🎶 paaaaam 🎶). Bitcoin Crash klingt wirklich aufwühlend. Aber bei der ganzen Euphorie ist wohl auch noch etwas Negativität und Dramatik erlaubt. Ich bin bestimmt kein Experte darin, das Platzen von Blasen vorauszusagen. Vermutlich ist das niemand. Der gesamte Markt ist von Emotionen getrieben und wird durch Massenpsychologie beeinflusst. Der aktuelle Zustand kann sich noch Jahre hinziehen und Kurse können weiter explodieren; oder aber auch morgen zusammenbrechen.

Dieser Artikel beschreibt einige Aspekte, vor denen man seine Augen nicht verschliessen sollte. Er soll empören und dich wach rütteln, falls du permanent nur optimistisch denkst. Denn je höher man steigt, desto tiefer kann man fallen und einen möglichen Bitcoin Crash oder das Platzen einer Blase am Aktienmarkt sollten Anleger bei ihren Investitionen immer berücksichtigen. Besonders in Situationen wie heute.

Wenn man meinen Blog liest, dann könnte man meinen, dass ich ein Bitcoin-Jünger bin. Ich habe zwar noch Bruchteile von Bitcoin, bin aber überhaupt nicht von dessen aktuellen Wert überzeugt. Wie bereits in anderen Beiträgen beschrieben, finde ich die Blockchain faszinierend und der Wert dieser Technologie ist meines Erachtens unbezahlbar. Heisst das aber auch, dass Bitcoin unbezahlbar ist?

Ich sehe den aktuellen Markt etwa so:

Die Darstellung der Blase ist eine Eigenkreation. Logos auf den Nadeln: Tesla, NFT (Non-Fungible-Tokens wie Crypto Punks), Bitcoin, Gamestop, Dogecoin, Tether, Shiba Inu Cion, Evergrande Immobilienfirma, XRP (Ripple)

Aber beginnen wir von vorne.

Am Anfang war die Spekulationsblase

In der Vergangenheit hat die Menschheit bereits diverse Spekulationsblasen aufgebläht und wieder platzen lassen. Beginnend bei der Tulpenzwiebelspekulation im 17. Jahrhundert in Holland bis zur Dotcom Bubble im Jahr 2000 und der Immobilienblase 2007 hat die Börse viele Leute enorm reich gemacht und noch mehr in die Armut getrieben. Diese Erfahrungen haben es ermöglicht, die Anatomie und den Lebenszyklus einer solchen Blase in die folgenden fünf Phasen zu gliedern.

Die 5 Phasen der Spekulationsblase anhand des Bitcoin Kurses erklärt. Diese sind 1. Verlagerung bei ca $10'000, 2. Boom bei $25'000, 3. Euphorie bei $50'000, 4. Finanzielle Not kurz vor dem Bitcoin Crash bei $60'000 und dann 5. Abscheu bei $30'000. Darauffolgend flacht der der Kurs bei $10'000 ab und bleibt weiterhin so tief.
Die 5 Phasen einer Spekulationsblase anhand einer möglichen Bitcoin Kurve visualisiert.

Aus aktuellem Anlass habe ich eine Darstellung des Bitcoin Kurses gewählt, mit möglicher Entwicklung in der Zukunft im Falle eines Platzens der Blase. In modellierten Graphen gibt es keinen Knick in der Mitte. Das Absacken des Kurses Mitte Jahr ist Teil meiner Interpretation im Kapitel über meine Prognose am Ende des Artikels.

1. Verlagerung

Vereinzelte Investoren entdecken eine neue Leitidee oder Technologie. Diese bringt eine frische Sicht auf bestehende Probleme und verspricht eine revolutionäre Veränderung. Diese Leitideen könnten in der heutigen Zeit wie folgt Lauten:

  • «Elektroautos gegen den Klimawandel»
  • «Dezentralisierte Währung entgegen einer regierten Währung»
  • «Währung mit limitierter Anzahl um die Inflation endlich zu beenden»
  • «Reduktion von Gebühren bei monetären Transaktionen»
  • «Künstliche Intelligenz für die volle Optimierung von Arbeitsprozessen und die Vereinfachung unseres Alltags»

2. Boom

Erfahrene Investoren erkennen das Potenzial der unterbewerteten Firmen und Technologien und fangen an im grossen Stil zu investieren. Die beträchtlichen Gewinne sprechen sich herum und Medien beginnen darüber zu berichten. Die Fear of missing out (FOMO, von engl. Angst etwas zu verpassen) führt zu weiteren Investitionseinsteigern.

3. Euphorie

Die enormen Gewinne führen zu einer Euphorie. Unerfahrene Anleger steigen ein. Ob Bankangestellter, Bauarbeiter, Software Ingenieur oder Frisör; alle tätigen Investitionen. Viele Anleger nehmen sogar Kredite auf, um ihre Investitionen zu maximieren. Traditionelle Bewertungsmethoden finden keine Beachtung mehr, denn «diesmal ist alles anders». Analysten verwenden neue Methoden zur Firmenbewertung, um die hohen Kurse zu rechtfertigen.

4. Finanzielle Not

Experten fangen an, ihre Anteile abzustossen was zu einem initialen Kurssturz führt. Unerfahrene Anleger sehen das wiederum als Kaufgelegenheit. Die Kurse sinken aber weiter und Kreditnehmer geraten in finanzielle Not, was sie zu einem Verkauf zwingt. Dieser weitere Verkauf zwingt den Markt in die Knie. Schlechte Nachrichten befeuern den Kurssturz.

5. Abscheu

Die Anlageklasse wird für Investoren zum Tabu. Der Kurs sinkt auf ein minimales Niveau. Unerfahrene Anleger, welche die Welle mitgeritten sind, werden in Zukunft aufgrund der schlechten Erfahrung ihre Hände von der Börse lassen. Das Absacken zieht die Realwirtschaft in Mitleidenschaft und oftmals folgt eine Rezession.

Bitcoin: ein neues Paradigma

Bevor wir über einen möglichen Bitcoin Crash überhaupt sprechen können, ist es wichtig zu betrachten, wie alles begann. Denn eine Spekulationsblase bildet sich nicht ohne Grund. Als Ursprung existiert jedes Mal eine Leitidee, ein Paradigma.

Bitcoin hat zwar (immer-)noch Kinderkrankheiten, wie zum Beispiel der immense Stromverbrauch. Dieser benötigt die Blockchain der Währung aber immer noch für das Bewahren von ihrer Integrität. Ausserdem ist es schlichtweg nicht möglich, die Währung als Bezahlungsmittel zu gebrauchen. Kaufst du dir heute mit 1 BTC noch einen Sportwagen, kannst du dir morgen mit der gleichen Menge nur noch einen Toaster kaufen – oder umgekehrt. Die Kinderkrankheiten Bitcoins haben diverse andere Kryptowährungen bereits sauber gelöst. Aber aufgrund der Popularität der Mutter-Währung finden diese weniger Beachtung.

Die Lösung vieler Probleme

Entgegen den Nachteilen bietet Bitcoin aus heutiger Sicht trotzdem mehr Vorteile. Die digitale Währung und deren Blockchain funktionieren völlig demokratisch. Möchte diese jemand anpassen, kann er einen neuen Code vorschlagen. Installieren mindestens 50% aller Miner den Code auf ihren Mining-Computern, gilt der neue Algorithmus als angenommen.

Besonders mit der begrenzten Anzahl von 21 Millionen BTC trifft die Technologie einen Nerv. Die Corona Krise brachte die Zentralbanken dazu, Geld in Massen zu drucken um die Wirtschaft zu stützen. Die Auswirkungen davon werden wir vermutlich noch zu spüren bekommen. Es ist von einer massiven Inflation auszugehen. Bitcoin bietet für solches Vorgehen Heilung, denn es ist nicht möglich, mehr als die festgelegte Obergrenze in Umlauf zu bringen.

Trotz der Globalisierung sind die Aufwände für internationale Transaktionen in der Steinzeit stecken geblieben. Bitcoin oder andere Kryptowährungen versprechen auch diesbezüglich Abhilfe. Eine Transaktion kostet damit nur noch einen Bruchteil herkömmlicher Transaktionsmittel.

Anleger hatten diese Vorteile entdeckt. Nach Musks Tweets über die Kryptowährung hat sich dann der Flächenbrand längst entfacht. Der Boom schwappte in Euphorie über.

Wer ist der grösste Narr im Land?

Man spricht von einer Spekulationsblase, wenn der gehandelte Preis eines oder mehrerer Assets nicht deren Fundamentalwert, also deren inneren Wert entspricht. Die Diskrepanz entsteht, wenn Anleger andere Personen wie Nachbar, Familienmitglieder und Freunde nachahmen. Oft haben diese Bekannten schnelles Geld gemacht und prahlen von ihren (noch unrealisierten) Gewinnen. Folglich steigen weitere Leute in die Investitionen ein, was den Preis weiter nach oben drückt. Durch die Preisveränderung fühlen sich die Neulinge bestätigt, welche daraufhin noch mehr Geld investieren. Zusätzlich werden weitere Einsteiger bewusst oder unbewusst akquiriert. Es entsteht ein Herdentrieb, in dem Individuen sozialgetrieben agieren und sich weniger auf ihre eigene Wahrnehmung verlassen.

Und niemand hat wirklich eine Ahnung, in was er da investiert.

Anleger, die nicht genau wissen, was die Firma macht bzw. was die Kryptowährung überhaupt bedeutet, handeln viel emotionsgetriebener. Da sie ihre Investition nur aufgrund von Empfehlungen und Erfahrungen anderer getätigt haben, handeln sie auch nach der getätigten Investition nur aufgrund von äusseren Informationen und Einflüssen. Dabei haben sie aber keine Ahnung, welchen realen Wert die Aktie bzw. das Unternehmen hat. Böse Zungen mögen behaupten, dass es ihnen eigentlich egal ist. Die unerfahrenen Anleger gehen davon aus, dass sie eine andere Person finden werden, welche ihnen das überteuerte Asset zu einem noch höheren Preis abkaufen wird. Diese Art des Handels basiert auf der Greater-Fool-Theorie (von engl. grösserer Narr). Jeder Anleger geht davon aus, dass es einen grösseren Narren geben wird, der bereit ist, noch mehr für das Asset zu bezahlen.

Kaufen Anleger ein Asset lediglich mit dieser Absicht, kann es dazu kommen, dass Elon Musk einmal quer hustet und entweder der ganze Kryptowährungs-Markt oder der Tesla Aktienpreis durchgeschüttelt wird: Hallo Spekulationsblase.

Elon Musk und seine Twitter Eskapaden

Vermehrt ist Musk in die Schlagzeilen gelangt, weil sich der Tesla oder sogar der Bitcoin Kurs nach einem seiner Tweets enorm veränderte. Deshalb wird ihm wiederholt Marktmanipulation vorgeworfen. Ob Elon Musk den Markt absichtlich manipuliert, soll nicht Teil dieses Artikels sein. Ich möchte aber zeigen, wie viel er an Geldmasse durch solch kleine, wenigsagende Informationen bewegt.


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Musks aktuellster «Huster»

Da Elon Musk keinen Lohn bezieht, sondern lediglich Aktien u.a. an Tesla hält, zahlt er keine Steuern. Jawoll der reichste Mann der Welt zahlt keine Einkommenssteuern 🤯. Steuern fallen für ihn erst beim Verkauf seiner Wertpapiere an. Jetzt ist der arme Kerl aber so nett anzubieten, 10% seiner Aktien zu verkaufen, damit er auf die liquidierten Wertpapiere endlich Steuern bezahlen darf, wie gütig 🙏🏻. Und das gleich noch zu einem All-Time-High. Über die Aktion initiierte er eine Abstimmung auf Twitter und liess uns somit an der Entscheidung teilhaben – Ehrenmann. (Sarkasmus off)

Die Vermutung liegt nahe, dass Musk aufgrund von Aktien Optionen sowieso Steuern zahlen muss. Und für das Begleichen dieser Steuern braucht er Bares. Hier geht es zu einem Artikel von Forbes, welcher diesen Umstand ausführlich beschreibt: Why Elon Musk May Want To Sell 10% Of His Tesla Stock—And Why He May Have To

Der Tweet hat Musk an einem Samstag abgesetzt. An einem Tag also, an dem die Börsen geschlossen waren. Vorbörslich sackte die Aktie bereits um 5% ab. Die darauffolgenden Tage musste der Kurs wie zu erwarten Abschläge hinnehmen.

Tesla Kurs vom 5. bis zum 16. November. Es ist ersichtlich, dass die Aktie ab dem 5. November, nach Musks tweet von $1120 auf unter $1000 absackt. Bis zum 12. November kann der Kurs seine Position um $980$ halten. Am 15. November sackt die Aktie erneut auf $920. Am 16. November erholt sich die Aktie wieder leicht auf $950.
Aktienkurs der Tesla Aktie nach Elon Musks Tweet. Screenshot erstellt auf finanzen.ch.

Es war zwar schon immer so, dass Aussagen von einflussreichen Personen die Märkte bewegten. Dies war aber noch nie so extrem wie heute. Besonders Elon Musk hat die Möglichkeit über Social Media den Bitcoin Preis durch ein einziges Wort massiv ins Positive oder Negative zu verändern.

Gedanken eines Narren, die zum Bitcoin Crash führen

Was denkst du, geht den Anlegern durch den Kopf, wenn sie sich entscheiden, die Aktie aufgrund einer solchen Aussage Musks abzustossen?

  1. «Die Aussage zeigt einen absehbaren signifikanten Kurswechsel des Unternehmens, welcher zu Umsatzeinbussen führen könnte. Ich stosse die Aktie lieber ab, bevor das Unternehmen an Wert verliert.»
  2. «Ein Verkauf so vieler Anteile wird bewirken, dass der Kurs sinken wird. Ausserdem werden viele Anleger aufgrund Musks Aussage ihre Assets abstossen. Ich verkaufe lieber jetzt, bevor ich noch einen grösseren Verlust einfahre.»

Aussage 1 bezieht sich auf die Firmenbewertung bzw. auf den Fundamentalwert der Aktie. Die zweite Aussage bezieht sich wiederum nur auf den Kurs selber. Da sich Musks Tweet nicht im Geringsten auf die Unternehmensentwicklung bezieht, muss ich davon ausgehen, dass die Verkäufer in diesem konkreten Beispiel mit der Einstellung aus Aussage 2 handeln. Diese verkaufen ihre Aktien lieber, weil sie vermutlich früher eingestiegen sind und noch die Möglichkeit haben, einen grösseren Narren zu finden, welcher ihnen die Aktie noch zu einem guten Preis abkauft.

Und welcher «Fool» springt noch auf den Zug auf?

Neben den Verkäufern, welche sich vor dem Kursrutsch retten wollen, gibt es Käufer, die bereit sind, ihnen die Aktien abzukaufen. Was denkst du also, geht diesen «grösseren» Narren durch den Kopf, welche nach Absacken des Kurses bei $980 bzw. $920 einsteigen.

  1. «Jetzt habe ich endlich die Möglichkeit, in das unterbewertete Unternehmen einzusteigen.»
  2. «Der Kurs war schon einmal 20% höher und er wird diesen Wert bestimmt wieder übersteigen.»

In den beiden Aussagen sind wieder die gleichen Muster erkennbar. Aussage 1 referenziert den Fundamentalwert und Aussage 2 lediglich den Kurs selber.

Je mehr Leute letztendlich auf die Greater-Fool-Theorie hereinfallen, desto mehr blähen sie damit die Blase auf. Und wenn sie ihre Investition nicht aufgrund einer Überzeugung in Wert und Unternehmen bzw. Technologie getätigt haben, werden sie bei schlechten News und einem signifikanten Kursrutsch nicht mehr überzeugt sein, einen grösseren Narren zu finden.

Bitcoin und die Astrologie der Börsianer

In diesen Zeiten der Euphorie stösst man vermehrt auf Artikel, welche immense Kurssprünge voraussehen. So zum Beispiel ein Artikel von watson.ch: Chart-Analyst: «Ich glaube, dass Bitcoin auf 90’000 Dollar steigt.»

In dem Artikel beschreibt ein Chart Analyst, welchen Bitcoin Kurs er aufgrund des bisherigen Verlaufs erwartet. Das brandgefährliche daran ist, dass der Experte die Analyse vollständig losgelöst von jeglichem Fundamentalwert macht. Der Artikel ermutigt unerfahrene Anleger dazu, in die hochriskante Anlageklasse einzusteigen, bevor der Preis wie «vorausgesagt» wirklich die 90’000 Dollar erreicht.

Beim durchlesen der Kommentare erfährt man Unterhaltung und Entsetzen zugleich. Sarkasmusdetektor hat mich dementsprechend für den Titel dieses Kapitels inspiriert.

Kommentar vom Benutzer Sarkasmusdetektor zu einem Artikel auf watson.ch über die Chartanalyse von Bitcoin und einem vorausgesagten Kurs von 90'000: «Chartanalyse... Die Astrologie der Börsianer». Der Kommentar wurde amm 22.10.2021 um 19:17 Uhr abgesetzt.
Screenshot erstellt auf watson.ch zum Artikel über Chartanalyse von Bitcoin.

Weiter befeuern die Kommentierenden jedoch mehrheitlich die Euphorie. Ein Benutzer schreibt, dass $90’000 einmal nur noch ein Witz sein wird. Der andere prognostiziert einen Wert von 1 Million US Dollar in 5-6 Jahren. Opfer der Greater-Fool-Theorie par Excellence.

Kommentar vom Benutzer Pacman zu einem Artikel auf watson.ch über die Chartanalyse von Bitcoin und einem vorausgesagten Kurs von 90'000: «Ich denke in 5-6 Jahren wird jeder BTC 1 Mio $ wert sein. #HODL». Der Kommentar wurde amm 22.10.2021 um 22:17 Uhr abgesetzt.
Screenshot erstellt auf watson.ch zum Artikel über Chartanalyse von Bitcoin.

Dieses Verhalten zeigt, in was für einem Herdentrieb wir uns befinden. Sowohl die Kommentierenden, als auch die «Experten», welche so einen Schwachsinn raushauen, wiegeln sich gegenseitig auf. Ich schliesse überhaupt nicht aus, dass der Bitcoin Crash später kommt und die Währung zuerst einen Wert von $90’000 erreichen wird. Zu sehr befinden wir uns in dieser euphorischen Phase. Aber zu gerne würde ich von den Parteien Antworten auf die folgenden Fragen erhalten.

  • Welchen Nutzen an Bitcoin repräsentiert dieser Wert?
  • Was denkt Pacman, woher der Wert von 1 Million US Dollar kommen soll?
  • Versteht Pacman überhaupt, was er da kauft?

Falls die Antworten lediglich darauf herauslaufen, dass der Wert steigt, weil bestimmt «weitere Leute Kryptowährungen kaufen werden», dann bestätigt dies meine These. Und ich wage zu bezweifeln, dass die Antworten anders ausfallen würden.

Spongebob Mocking Meme. Das Meme soll Spongebob darstellen, der eine Aussage mit dummer Stimme nachmacht. Darauf sagt er: «IcH dEnKe iN 5-6 jAhReN wIrD JeDeR BtC 1 mIo $ WeRt sEiN.

Welchen Fundamentalwert hat Bitcoin?

Nach meinen angeberischen Aussagen und dem Spongebob Meme muss ich jetzt aber auch aufzeigen, weshalb die digitale Währung meiner Meinung nach in den nächsten Jahren den Wert von $1 Mio nicht erreichen wird, und dass vorerst ein Bitcoin Crash realistischer ist.

Ich betone immer wieder wie wichtig die Betrachtung des Fundamentalwerts sei, und dass es zum Problem wird, wenn Anleger eine Anlage über dessen Wert handeln. Aus diesem Grund stellt sich die Millionen-Dollar-Frage: Welchen Wert hat 1 BTC denn wirklich?

Bestimmt gibt es niemanden, der diesen Wert wirklich genau erfassen kann. Um dem Ganzen aber auf den Grund zu gehen, fassen wir die Vorteile der digitalen Währung nochmals zusammen.

  • Der Algorithmus von Bitcoin ist demokratisch gewählt.
  • Die Anzahl ist begrenzt und verunmöglicht eine Inflation.
  • Die darunterliegende Blockchain ist dezentral und unabhängig von Banken.
  • Die Blockchain minimiert Transaktionsgebühren.

Bei genauer Betrachtung merkt man, dass diese Punkte vor allem positive Eigenschaften für eine Währung sind und nicht unbedingt für eine Anlage. Eine Währung soll Handel ermöglichen, Transaktionen vereinfachen und die Wirtschaft stützen.

Und trotzdem gibt es diverse weitere Vorteile, welche Bitcoin auch als Anlage attraktiv machen. Dazu habe ich einen ausführlichen Bericht verfasst: Der reale Wert von Bitcoin: Zwischen Hype und Nutzen

Bitcoin vs. Gold

Man könnte behaupten, dass gerade die Inflationsresistenz Bitcoin zu einer Wertanlage machen. Deshalb vergleichen Experten die Kryptowährung oft mit Gold.

Ich schliesse keineswegs aus, dass Bitcoin oder eine andere Kryptowährung einmal einen ähnlichen Status wie Gold erreichen kann. Letztendlich hat ein Gegenstand den Wert, welcher er von der Bevölkerung erhält. Der signifikante Unterschied ist aber, dass sich die Akzeptanz und der Wert von Gold über Jahrhunderte entwickelte. Gold und dessen Wert hat sich somit in unserer Kultur und unser Denken festgesetzt. Man begegnet ihm im Alltag, in Schmuck, Smartphones und Computern. Und schlussendlich war es ursprünglich aber auch einmal nur ein Zahlungmittel. Problem an der ganzen Sache mit Bitcoin ist aber, dass die Anleger einen massiven Schritt in dieser Entwicklung überspringen wollen.

Um meine Meinung zu der Million-Dollar-Frage abzugeben: Ich denke dass Bitcoin massiv überbewertet ist und sich zuerst als normale Währung durchsetzen sollte, bevor man über einen Gold-Status sprechen kann.

Der Bitcoin Crash und das Ende einer Ära

Oftmals platzt die Blase mit einem unscheinbaren Ereignis wie der Konkurs einer Firma. Erste Insider verkaufen daraufhin ihre Anteile um sich in Sicherheit zu retten. Einen resultierenden Kursrutsch sehen Andere wiederum als Chance, doch noch günstig auf den Zug aufzusteigen. Leider sieht die Endstation dieses Zuges nicht so rosig aus. Denn die guten Nachrichten wandeln sich immer mehr in schlechte und die Euphorie verwandelt sich über die Folgemonate in Panik und Abscheu.

Falls du denkst, du kannst jetzt die Welle mitreiten und wirst dann schnell genug verkaufen können: Vergiss es, Privatanleger haben keine Chancen. Zu sehr stehen uns die Emotionen im Weg. Wenn der Kurs ein bisschen absackt denkt jeder: «Der wird sich wieder erholen». Und wir sträuben uns zu einem tieferen Kurs zu verkaufen. So hoffen wir auf Erholung während der Kurs immer weiter absackt. Und wenn du überhaupt die Möglichkeit hast, zu realisieren, was da gerade etwas passiert, befindest du dich mittendrin.

Die Suche nach der Nadel im Heuhaufen

Herauszufinden, der Stich welcher Nadel die Blase zum Platzen bringen wird, ähnelt einer Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Meiner Meinung nach gibt es einige Entwicklungen, die man im Auge behalten muss.

Das Inflationsgespenst geht um. Besonders in diesem Monat hört man immer wieder, dass die US-Notenbank die Zinsen erhöhen könnte. Die Teuerung hätte zur Folge, dass Anleger das bisher günstige Geld aus dem Markt ziehen müssen, was zu einer Kurskorrektur führen würde.

Entgegen der Inflation sehe ich das Risiko für einen Bitcoin Crash initial aber viel mehr beim Elefanten in China: Evergrande. Der zweitgrösste Immobilienkonzern Chinas steckt mit 300 Milliarden US Dollar tief in den Schulden. Zum Vergleich: Lehman Brothers, welche als Verursacher der Immobilienkrise 2007 gelten, hatten einen Schuldenberg von ungefähr 600 Milliarden US Dollar.

Tether + Evergrande = Bitcoin Crash

Der Stablecoin Tether kann man als das Blut des ganzen Kryptomarktes betrachten. Durch seine Eigenschaft, immer ziemlich genau einen Wert von $1 abzubilden, ist der Stablecoin als Zwischenwährung geeignet.

Dabei können Anleger Bitcoin und andere Kryptowährungen gegen Tether handeln und die erhaltenen USDT anderweitig in Kryptowährungs-Produkte investieren. Ziel dabei ist es, beim Wechsel den Kryptokosmos bzw. die Blockchain nicht zu verlassen und so Gebühren zu sparen. Zum aktuellen Zeitpunkt steht Tether mit seiner Marktkapitalisierung auf Platz 4 hinter Bitcoin, Ethereum und Binance Coin.

Das 24-Stunden Trading-Volumen macht aber ersichtlich, weshalb es das «Blut» des Kryptokosmos verkörpert: Ungefähr 68 Milliarden US-Dollar haben Anleger in den letzten 24 Stunden mit Tether gehandelt. Das ist etwa das 2.5 Fache von der zweitplatzierten Währung Bitcoin.

Die ersten vier Kryptowährungen sortiert nach Trading Volume. Die Währung Tether weist ein Trading Volumen für die letzten 24 Stunden von $68'245'253'477 auf. Darauf folgt Bitcoin mit $25'158'870'793, Ethereum mit $13'690'236'053 und BUSD (ein weiterer Stablecoin) mit $6'154'001'803.
Screenshot erstellt auf coinmarketcap.com
Top Kryptowährungen sortiert nach 24h-Trading Volumen (23.11.2021)

Binance, das Herz des ganzen Kryptokosmos, pumpt das Tether Blut gerade zu in die Arterien. Die Handelsplattform hat sehr viel dazu beigetragen, dass der Stablecoin überhaupt so etabliert ist.

Und was ist das Problem mit Tether?

Tether hat in der Vergangenheit vermehrt negative Schlagzeilen gemacht. Ursprünglich, im Jahr 2014, hatte Tether auf ihrer Website (tether.to) die Deckung des Stablecoins wie folgt beschrieben.

Every tether is always backed 1-to-1, by traditional currency held in our reserves.

Diese Aussage bedeutet, dass für jeden USDT ein US Dollar hinterlegt und die Währung somit zu 100% gedeckt ist. Leider hat der Staat New York herausgefunden, dass der Stablecoin lediglich zu 74% gedeckt war. New York hat sich daraufhin mit Tether auf eine Busse von $18 Millionen geeinigt. Ausserdem hat der Staat verordnet, dass Tether vierteljährliche Reports über ihre Deckung abliefern muss. Die darauffolgenden Reports waren jedoch relativ schleierhaft.

Inzwischen hat Tether ihre Deckung angepasst. Die Website beschreibt diese nun wie folgt.

Every Tether token is always 100% backed by our reserves, which include traditional currency and cash equivalents and, from time to time, may include other assets and receivables from loans made by Tether to third parties, which may include affiliated entities (collectively, “reserves”).

Das Statement gibt an, dass Tether nur noch minimal durch Bargeld gedeckt ist. Grössere Teile der Deckung seien andere Assets, sowie Kredite, welche Tether an Firmen gewährt. Die Kredite bewegen sich im Milliardenbereich. Und bevor Evergrande so tief in der Krise steckte, hatte Tether angegeben, dass sie Kredite diversen chinesische Firmen gewährten. Nach den aufkommenden schlechten Nachrichten über Evergrande hat Tether schnell reagiert und ohne, dass jemand nachgefragt hat, beteuert, dass sie keine Anleihen an Evergrande herausgegeben haben.

Tether does not hold any commercial paper or other debt or securities issued by Evergrande and has never done so.

Alex Welch, Sprecher von Tether

Ein Artikel beschreibt diesen Umstand mit der Aussage: «Das ist ein bisschen wie wenn du deinem Gast ein Sandwich servierst und dann laut herausbrüllst, dass es absolut NICHT mit vergammeltem Pferdefleisch gemacht ist» – Evergrande and China’s Looming Risk to Tether

Wie soll Tether den Bitcoin Crash verursachen?

Eigentlich ist es relativ einfach. Nehmen wir an, Tether hat wirklich Schuldner in China und hat im schlimmsten Fall sogar Kredite an Evergrande gewährt. Sollte Evergrande fallen und eine Immobilienkrise in China auslösen, wäre der Untergang Tethers vermutlich besiegelt.

Es ist nicht davon auszugehen, dass die chinesischen Firmen die Anleihen in Milliardenhöhe jemals wieder zurückbezahlten. Durch die fehlende Deckung würde Tether seinen Wert verlieren, da es vermutlich zu Panikverkäufen des Stablecoins käme, sofern Anleger von dieser Tatsache Wind bekämen. Und ein massiver Verkauf würde zu einem Kurssturz der ursprünglichen $1-Währung führen.

Und der Untergang der meistgehandelten Kryptowährung würde dementsprechend auch zu einem Bitcoin Crash führen.

Sources:

Bitcoin Crash: Meine Prognose

Zugegeben, die Worte «würde» und «hätte» machen den letzten Abschnitt aus. Das zeigt aber, dass überhaupt nicht klar ist, ob Tether zusammenbrechen wird. Meine Meinung wiederum ist klar: Falls Tether den Bitcoin Crash nicht herbeiführt, dann eine andere Nadel.

Mir ist bewusst, dass viele Experten ihre Meinungen für eine mögliche Marktentwicklung abgeben. Und unter dem Risiko, dass ich mich mit meinem Statement völlig blamiere, wage ich es trotzdem. Wie der ganze Kursverlauf der letzten Jahre auf viel Emotionen basiert, handelt es sich bei meiner Prognose auch lediglich um ein Gefühl, welches auf den oben beschriebenen Fakten basiert. Obwohl ich denke, dass eine solche Äusserung überflüssig sein sollte, betone ich hier noch einmal, dass ich jegliche Haftung für Verluste ausschliesse, welche jemand auf Basis dieser Aussagen macht (Do your own research!).

Die zwei Phasen bis zur Abscheu

Ich gehe von einer massiven Kurskorrektur im nächsten Jahr 2022 aus. Üblicherweise geschieht diese in zwei Phasen. Wie oben beschrieben sehen Anleger eine initiale Korrektur oft als Chance, noch einmal günstig einzusteigen – unerfahrene Neulinge, welche in das Greater-Fool-Spiel einsteigen wollen. Dieses Verhalten treibt den Kurs zwischenzeitlich hoch, was andere Anleger als Chance sehen. Weil sie die erste Preiskorrektur verpasst haben, können sie ihre Assets doch noch etwas teurer loszuwerden. Nach und nach vergeht den Investoren die Lust und die Preise stürzen weiter nach unten. Wahrscheinlich wird dieser Bitcoin Crash aber nicht innerhalb einiger Tage geschehen, sondern Wochen oder Monate dauern. Im Gesamtüberblick wie in der folgenden Grafik sieht dann auch ein Absacken über Monate nach einem Sturz aus.

Als Vergleich betrachten wir den NASDAQ Index während der Dotcom Blase (1994 – 2005) und den Bitcoin Kurs bis zum heutigen Datum.

Darstellung des NASDAQ Kursverlaufs während der Dotcom Blase von 1994 bis 2005. Es zeigt eine Darstellung wie ein Bitcoin Crash aussehen könnte. Man sieht, dass der Kurs von 1994 bis 1999 stetig steigt. Zwischen 1999 und 2000 folgt der Boom und die Euphorie. Zwischen 2000 und 2001 gibt es einen Knick mit einer Korrektur von 30%. Darauf erholt sich der Kurs gleich wieder und stürzt darauf ins Bodenlose. Ab 2001/2002 folgen nur noch Jahre mit einem im Vergleich sehr tiefen Kurs.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Dotcom-Blase

Die folgende Grafik zeigt den Bitcoin Kurs von 2015 bis heute, November 2021. Eine erste Korrektur ist bereits eingetroffen. Und zwar stürzte der Preis massiv, als China das Mining von Bitcoin verbot. Ob es sich dabei um den bereits erwähnten Absacker handelt, oder ob der Kurs nochmals hochschiessen wird, kann ich nicht voraussagen. Eine gewisse Ähnlichkeit ist den beiden Kurven jedoch nicht abzuerkennen.

Darstellung des Bitcoin Kurses von 2015 bis heute (November 2021). Es ist ersichtlich dass der Kurs im 2021 auf ein sehr hohes Niveau gestiegen ist und dann fast 50% korrigierte. In der Zwischenzeit hat sich der Kurs wieder erholt und der Preis liegt leicht unter dem All-Time-High.
Screenshot erstellt auf Google

Um jetzt noch sicherzustellen, dass ihr mich nicht als Astrologe der Börsianer abstempelt, muss ich anmerken, dass dieser Vergleich allein natürlich keine Aussagekraft hat. Wie auch bereits erwähnt, ist es durchaus möglich, dass der Kurs gemäss Chart Anlyst trotzdem noch die $90’000 Marke erreicht.

Bitcoin Crash um 90%

Bei Bitcoin schätze ich einen möglichen Kursverlust von 80% bis 90%. Was extrem drastisch klingt, ist tatsächlich auch schon passiert. Zwischen Dezember 2017 und Dezember 2018 erlitt der Bitcoin Preis einen Verlust von 85%.

Dogecoin und andere Shitcoins minus 99.99%

Was lustig begann wird traurig enden. Ursprünglich fand ich das ganze auch noch unterhaltsam. Dogecoin ist aber so konzipiert, dass er den Wert nicht einmal halten kann. Pro Minute werden 10’000 Stück des Shitcoins ohne Obergrenze in das System gepumpt, was einer ungefähren Inflation von 5% entspricht. Würde Bitcoin fallen, wären solch unnütze Coins sicherlich die ersten Bauernopfer.

Gamestop minus 80%

Bei Gamestop blutet mir etwas das Herz. Wie bereits in meinem Artikel Short Sell? Long Position? Endlich eine einfache Erklärung über den Gamestop Short Squeeze beschrieben, fand ich die Handlungen der Reddit User unglaublich stark. Leider wurde der Kampf mehr zu einem Hype und der Kurs blieb auf dem hohen Niveau. Und das auch nach Auflösung der Short Positionen der grossen Hedgefonds.

Wenn man bedenkt, dass ein Gamestop Anteil vor dem Short Squeeze einen Wert von $10 hatte und sich jetzt bei $225 bewegt, dann sieht man grosses Potenzial nach unten. Vermutlich liegt auch hier die Aktie extrem über ihrem Fundamentalwert.

Meine weitere Strategie trotz Bitcoin Crash

Vor ungefähr zwei Monaten habe ich mit einer 60-Jährigen Freundin gesprochen. Sie hat mich gefragt, wie sie ihre Kryptowährung wieder verkaufen kann. Sie hatte sie auf Coinbase vor einigen Monaten gekauft und möchte jetzt ihren Gewinn von ca. 50% realisieren. Ich wusste gar nicht, wie sie das überhaupt geschafft hatte. Auf jeden Fall ging ich danach direkt nachhause und verkaufte ungefähr 50% meines Bestandes an Kryptowährungen. In der Recherche für diesen Artikel bin ich dann auf ein Zitat gestossen, welches mich an dieses Erlebnis erinnerte.

Joe Kennedy, Börsenmillionär und Vater des amerikanischen Präsidenten John Fitzgerald Kennedy, bekam im Jahre 1928 einen Aktientipp von einem Schuhputzer. Kennedy sah dies als Warnsignal, denn „wenn schon Schuhputzer Aktientipps geben, so ist es wohl Zeit, Aktien zu verkaufen.“
1929 erfolgte der große Börsencrash.

Quelle: https://hauskauf-blog.de/die-5-phasen-einer-spekulationsblase

In den darauffolgenden Wochen habe ich immer wieder mal mehr meiner Schäfchen ins Trockene geholt. Weil man immer einen Plan B haben sollte, werde ich aber vermutlich nie alles verkaufen. Ausserdem werde ich weiterhin diverse Handelsstrategien ausprobieren und sie in diesem Blog veröffentlichen. Der Zeitpunkt des Crashs ist zu unklar, als dass ich mich jetzt hinsetzen und Däumchen drehen könnte. Dabei umgehe ich Tether wo möglich und versuche auf andere Stablecoins wie USDC und BUSD auszuweichen.

Und so wird Investieren wie ein Tanz mit dem Teufel. Man weiss nie wann er gnädig ist und wann er dir das Messer in den Rücken rammt. Man sollte aber auf beides vorbereitet sein.